Wir begrüßen alle Leserinnen und Leser aus Delligsen, in der Ferne und Umgebung sowie in den Gemeinden des Pfarrverbandes am Hils und ganz besonders unsere Glaubensgeschwister in der Kirchengemeinde Brunsen-Wenzen-Eimen.
Hinweis Eine illustrierte Fassung der Andacht von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke, steht Ihnen am Ende des Beitrags (siehe unten) als PDF - Dokument zum Download zur Verfügung. Für die kommenden Sonntage sind weitere Andachten für den neuen YouTube Kanal von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke in Vorbereitung.
Gnade sei mit uns und der Friede, von dem der da ist,
der da war und der da kommt. Jesus Christus. AMEN!
Liebe Schwestern und Brüder in Christus,
„Weißt du, wie viel Sternlein stehen,
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wie viel Wolken gehen
weithin über alle Welt?
Gott der Herr hat sie gezählet,
dass ihm auch nicht eines fehlet
an der ganzen großen Zahl,
an der ganzen großen Zahl.“
Vielleicht haben sie das bekannte Volkslied von Wilhelm Hey wiedererkannt. Aktuell ist es das Lieblingslied meiner Tochter. Ich singe es ihr immer zum Einschlafen vor. Irgendwie wirkt es auf sie beruhigend, sodass sie nach einer Weile friedlich einschläft.
Mir persönlich gefällt auch der Schluss der 3. Strophe. Dort heißt es: Gott „… kennt auch dich und hat dich lieb.“
Anhand dieses so einfachen und alltäglich sich wiederholenden Erlebnisses, ist mir etwas Besonderes klar geworden:
Unsere Kinder zeigen es uns, wenn sie sich geborgen, geliebt und sicher fühlen. Es tut ihnen gut, wenn sie so aufwachsen. Das kann eine Grundlage für das ganze Leben werden.
„Urvertrauen“, nennt das die Psychologie. Ich glaube, das war es auch, was Wilhelm Hey erlebte und fühlte, als er im 19. Jahrhundert den Text besagten Liedes dichtete. Inspiriert wurde er dabei wahrscheinlich vom heutigen Bibeltext, der für diesen ersten Sonntag nach Ostern vorgeschlagen ist. Er steht im Alten Testament, beim Propheten Jesaja, im 40. Kapitel:
Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«? Weisst du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Ein Wort für schwierige Zeiten. Damals wie heute. Der Prophet Jesaja spricht zu seinen Mitmenschen, die nach einem Krieg aus ihrer Heimat in ein fremdes Land verschleppt wurden.
In diesem Exil lebten sie nun schon viele Jahre. Kein Wunder also, dass sie langsam mürbe wurden und allgemeine Resignation sich ausbreitete. Gedanken und Worte wie „Gott kümmert sich doch eh nicht um mich.“ oder „Ich bin halt einfach ein Verlierer.“, dürften sich breit gemacht haben.
Was gab es noch zu hoffen?
Die Notlage war scheinbar unabwendbar.
Kommt uns diese Situationsbeschreibung vertraut vor?
Es muss ja nicht unbedingt die derzeitige Corona-Krise sein. Auch der Verlust eines lieben Menschen, Probleme am Arbeitsplatz oder im Familien- und Freundeskreis. Manchmal stehen wir vor unseren Problemen und erhalten den Eindruck: Da ist nichts mehr zu machen. Da ist nicht mehr zu beheben.
Und jetzt redet der Prophet Jesaja von Gottes Kraft und Macht. Gott kennt jeden Stern. Das heißt, er kennt auch sie, dich und mich. Jesaja will Mut machen. So wie wir Eltern oft unseren Kindern Mut machen, ganz egal, was am Tag schief gegangen ist. Ganz egal, welche Enttäuschung und welcher Kummer sie oder auch uns selbst bedrückt.
Mag sein, mögen sie jetzt vielleicht denken, dass solche Worte und Gedanken bei unseren Kindern gut angebracht sind. Aber wie ist es bei denen unter ihnen, die aktuell um die Krisensituationen in unserer Welt und die davon betroffenen Menschen wissen? Ich denke aber, unsere Kinder spüren vielleicht auch, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bekommen vielleicht auch mit, dass eine Krankheit mit der Corona-Pandemie um die Welt geht, die viele Menschen sterben lässt.
Der Prophet Jesaja kennt diese Situation und er möchte helfen. Damals seinen Mitmenschen, die so weit weg von der Heimat waren. Heute ist es das Leid so vieler.
Unsere alten Mitmenschen, die von vielen ihrer Beziehungen abgeschnitten sind.
Unsere Jüngeren, die in diesen sonnigen Frühlingstagen gerne raus gehen würden und ihre Freundinnen & Freunde wiedersehen möchten.
Und wie mag es erst den Menschen in den Ländern gehen, wo die medizinische Versorgung nicht so gut aufgestellt ist, wie bei uns? Wie sieht es in den Flüchtlingslagern auf dieser Welt jetzt aus?
Jesaja hat damals auch diese Fragen gekannt. Er hat registriert, wie seine Mitmenschen vielerorts resignierten oder verzweifelten. Wie sie müde und matt wurden.
Hoffen und Harren hält manchem zum Narren, sagt der Volksmund. Dieser Haltung hält der Prophet entgegen: auf den Herrn harren, also an Gott glauben und auf ihn trauen, ist etwas anderes als auf den sprichwörtlichen St.-Nimmerleinstag zu warten. Auf den Herrn harren heißt, auch in der Not Gott vertrauen. Gott, der die Enden der Erde und am Ende auch mich geschaffen und gewollt hat.
Der mir unzählig viel zu gut bis hierher hat getan. Und von dem ich deshalb auch erwarten kann und darf, dass er mir in machen dunklen und schweren Zeiten weiter- und heraushilft.
Ein solches Harren, ein solches Vertrauen, ein solcher Glaube gibt neue Kraft. Das beseitigt nicht gleich die Sorgen. Aber es führt mein Herz von den Sorgen weg, so dass ich freier leben kann.
Ich wünsche es uns, dass wir diese Kraft des Glaubens, von der das Jesajawort spricht, für uns entdecken, vielleicht auch wieder neu entdecken. Wie?
Jesaja gibt ein paar Tipps, die man auch in Zeiten von Corona gut umsetzen kann:
Tipp 1: Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen?
Jesaja lehrt uns das Staunen. Das Staunen unter einem Sternenhimmel. Also, schauen sie in einer der kommenden klaren Nächte einfach mal wieder nach oben. Und entdecken sie vielleicht das Staunen neu, dass einen umfängt, wenn man in den sternenbesetzten Nachthimmel schaut und spüren lässt, dass das alles nicht selbstverständlich ist und das, mit Friedrich Schiller gesprochen „übern Sternenzelt ein lieber Vater wohnen muss“.
Tipp 2: Er ruft sie alle mit Namen.
Diese Worte lehren mich Dankbarkeit. Dankbar dafür zu sein, dass wir offenbar jede und jeder persönlich bei Gott bekannt sind. Dafür dankbar sein, das kann Wunderkräfte wirken und dies kann gerade jetzt in dieser Zeit der vielen Einschränkungen helfen.
Und Tipp 3: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.
Das ist doch mal ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Der Weg des Glaubens ist deutlich - er führt nach oben, nicht nach unten. Nicht mit schweren, sondern mit hoffnungsvollem Herzen, dürfen wir in die kommende Zeit gehen.
Mit Hoffnung und hoffentlich nicht niedergedrückt in Sorge. Das wünsche ich uns allen.
Der Weg des Glaubens ist deutlich - er wendet unseren Blick ab von den sich auftürmenden Schwierigkeiten und Problemen. Er schenkt uns Mut und Hoffnung die beflügelt.
Möge Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin, möge uns allen, dieser Weg des Glauben Geduld und Gottvertrauen und Kraft schenken, für die vor uns liegende Zeit.
Die Väter unserer Kirche haben diesen Glaubensweg einmal wunderschön besungen. So heißt es in dem schönen alten Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“:
Sing, bet‘ und geh‘ auf Gottes Wegen / verricht‘ das deine nur getreu / und trau‘ des Himmels reichem Segen / so wird er bei dir werden neu / denn welcher seine Zuversicht / auf Gott setzt, den verlässt er nicht. AMEN!
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne, in Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland. AMEN!
Ich lade sie/dich ein, folgendes Gebet mit zu beten. Gerne auch als das eigene Gebet:
Gott, Vater,
du beschenkst uns mit der Kraft und Hoffnung des Glaubens. Eigentlich immer wieder neu, wenn wir uns an dich wenden.
Hilf, dass diese Kraft und Hoffnung in uns lebendig bleiben. Das sie etwas ausstrahlen, gerade jetzt in dieser für viele von uns so schwierigen oder traurigen Zeit.
Darum bitten wir dich, durch unseren auferstandenen Herrn und Heiland, Jesus Christus. Amen.
Jesus Christus lädt uns ein, mit seinen Worten zu beten:
Vaterunser
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich, er lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenken dir seinen Frieden. Amen.










