So spricht Gott, der Herr: »Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.«
ZUTRITT ZU GOTT HABEN
Liebe Leserinnen & Leser,
zum Hintergrund unseres heutigen Losungswortes: der Prophet Mose führt eine große Schar an Menschen, die jedoch noch kein Volk sind. Sie sind der Sklaverei entkommen und Mitglieder untereinander verwandter Wüstenstämme. Erst durch Gottes Bundesschluss mit ihnen, werden sie ein Volk – und das gleich mit einer Sonderstellung unter allen Völkern (»ihr sollt mein Eigentum sein«)
Der Historiker Leopold von Ranke erklärt in seiner »Weltgeschichte« diese Volkswerdung Israels zum »Beginn der Weltgeschichte«. Im Aktenstil werden der genaue Zeitpunkt und der Ort des historischen Geschehens festgehalten. Was dabei Gott Mose gesagt hat, ist abgefasst in der Form eines Ediktes wie beim Regierungsantritt eines Königs. Gegenüber dem Sklavenhalter Ägypten war Gott ein Richter, für die entkommenen Sklaven ein Retter und für das jetzt ihm gehörende Volk ist er der Herr.
Gott gibt seinem erwählten Volk so etwas wie eine eigene Identität mit Profil: Als Schöpfer der ganzen Welt schließt er mit ihnen ein Bündnis, das Gott erst später durch Jesus Christus auf alle Menschen ausweitet. Mit seinem Herrsein verleiht Gott Israel eine zunächst nur ihm geltende Bestimmung, als Königreich von Priestern. Priester heißt im Hebräischen: »Zutritt zu Gott haben« oder »vor ihm stehen«. Erst durch den aus dem Volk der Juden kommenden Messias Jesus Christus erhalten alle Völker den gleichen Zugang zu diesem Gott, der jedoch Herr der ganzen Welt von Anfang an ist. Diesen Gedanken gilt es gerade dieser Tage, wo Antisemitismus und Israelhass wieder im Kommen sind, nicht zu vergessen. Gott schenkt uns allen, um diesen Zugang zu ihm durch Jesus Christus zu erhalten eine neue Wesensbestimmung. Er erklärt uns alle zu seinem „Heiligen Volk“. Wir gehören zu ihm und zu dem, dem wir alles verdanken.
Damals am Berg Sinai in der Wüste verband sich Gott mit seinem Volk und hat von dort aus Menschheitsgeschichte geschrieben. Eine Geschichte, von der jeder Menschen auf dieser Erde seit Jesus Christus Kraft und Hoffnung für das eigene Leben schöpfen darf. Denn er darf zu Gott kommen, wie er ist.
Ich wünsche es Ihnen, dass Sie immer wieder neu von diesem Zutritt zu Gott, unserem Vater im Himmel, Gebrauch machen. Er ist für Sie da. Bleiben Sie behütet,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke
(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)