Jesus Christus sprach zu Zachäus: »Ich muss heute in deinem Haus einkehren.«
Liebe Leserin, lieber Leser,
was macht man in diesen Tagen der Kontaktbeschränkung und des eingeschränkten Bewegungsradius mit seinen Kindern zu Hause? Bei unserer kleinen Tochter sind es vor allem das Anschauen von Kinderbüchern, das Ausmalen in Malbüchern oder das Spielen mit Bauklötzen oder ihrem Playmobilhäuschen, die sie begeistern und bei Laune halten. Als ich mir dieser Tage ihre kleine, mit Decken und Kissen unter dem Hochbett, selbst eingerichtete Höhle anschaute, habe ich im Nachhinein jetzt so gedacht: »Meine Frau und ich passen da eher schwierig rein. Wir müssen uns da schon ganz schön bücken und auf Knien reinkriechen. Wenig Platz für uns. Wie ist das aber mit Gott? Würde er da auch reinpassen? Hätte er Platz?«
In einem alten Kirchenlied heißt es: »O selig Haus, wo man dich aufgenommen, du wahrer Seelenfreund, Herr Jesus Christ …« Für viele Menschen zu Zeiten Jesu und auch in der Zeit des Entstehens vieler unserer Kirchenlieder (17./18. Jahrhundert), war es eine Selbstverständlichkeit, dass Gott mit von der Partie sein musste, auch zu Hause. Doch wie sieht das bei uns heute aus? Gerade jetzt in Pandemiezeiten, wo vielen zu Hause die sprichwörtliche Decke auf den Kopf zu fallen droht?
Die Geschichte von Zachhäus, der auf einen Baum kletterte, um Jesus zu sehen und der diesen dann nach dessen Selbsteinladung auch tatsächlich bei sich zu Hause aufnimmt, zeigt uns wie schön sein kann, wenn Gott in unseren Häusern und Wohnungen auch seinen Platz hat. Wenn wir ihm erlauben, bei uns gegenwärtig, also mit dabei zu sein!
Doch aufgepasst! Dürfte Gott wirklich alle unsere Räume betreten? Dürfte er so manches Chaos mit ansehen, so manchen Streit mit anhören? Dürfte er dabei sein, wenn wir genervt oder geschafft vom Alltag des Corona-Lockdowns einfach total fix und fertig sind? Dürfte er uns über die Schulter blicken, oder würden wir so manches vor ihm verbergen, getreu nach dem Motto: Bloß keine Schwäche zeigen, bloß keine Fehler machen, gerade jetzt in der Lockdownzeit, wo ja vielen anderen schon nicht gut geht? Wer bei diesen oder weiteren Fragen nicht mit einem »Ja« antworten kann, der muss sich gesagt sein lassen, dass Gott in Wirklichkeit alles weiß und überall dabei ist. Er sitzt neben uns auf dem Sofa, mag der Tag auch noch so stressig gewesen sein. Er kennt auch die Momente, wo wir aufgrund der derzeitigen Belastungen in Chaos oder Streitigkeiten uns verheddern. Aber steht uns helfend zur Seite, wenn wir ihn darum bitten.
Genauer betrachtet wünsche ich es mir sogar: So sollte es sein.
Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

