Johannes schreibt an Gaius: „Mein Lieber, ich wünsche, dass es dir in allen Stücken gut gehe und du gesund seist, so wie es deiner Seele gut geht.
Liebe Leserin, lieber Leser,
was für ein schöner Wunsch. Diesen Wunsch spricht der Apostel Johannes seinem Freund Gaius aus. Interessant dabei, Johannes sind das äußere Wohlergehen und die Gesundheit seines Freundes wohl ebenso wichtig wie dessen innerer Zustand. Johannes, zwar kein Mediziner, fragt damit auch uns heute an, was unserem Wohlergehen zuträglich ist. Und er macht in den kurzen Worten drei Dinge deutlich:
Erstens: Als Christ darf ich auf meinem Lebensweg mit Gottes Segen rechnen. Der Wunsch, dass es einem „in allen Stücken gut gehe“ verweist auf Gott, der allein diese Fülle schenken kann.
Zweitens: Wir sollten nie in die große Falle tappen, wie beispielsweise die Freunde Hiobs im Alten Testament, und die derzeitige Not und das derzeitige Leiden im Zuge der Corona-Pandemie, als eine Strafe Gottes ansehen. Mit einem solch voreiligen Urteil liegen wir gründlich daneben. Denn am Ende blieb diese Frage offen und es wurde deutlich, dass Gott nicht über Hiob, sondern über die verurteilenden Freunde erzürnt war. Das gesund sein der eigene Seele, von dem Johannes schreibt, beginnt deshalb damit, dass ich mich vor verurteilenden (Fehl-)Einschätzungen hüte, die die Nöte und das Leid im Leben Anderer so sehen.
Ein dritter Gedanke: Der Wunsch von Johannes, dass es unserer „Seele gut geht“, zielt nicht darauf ab, dass wir größt möglichste Zufriedenheit, beispielsweise durch Besitz, Einkommen oder Gesundheit, zu erlangen versuchen. So wichtig vor allem Letzteres in diesen Tagen ist, dass es unserer „Seele gut geht“ hängt für uns als Christen noch viel mehr von unserer Gemeinschaft mit Gott und von der Gewissheit ab, dass uns nichts von seiner Liebe trennen kann. (Römer 8, 38.39) Wie wichtig kann dieser Tage ein solcher Glaube, eine solche Gewissheit sein.
Ein gutes Beispiel für eine solche Glaubensgewissheit und Glaubenszufriedenheit ist auch der Apostel Paulus. Er schreibt den Christen in der Stadt Philippi in Kleinasien (heutige Türkei): „Ich habe aber alles empfangen und habe Überfluss.“ (Philipper 4, 18) Diese Worte formuliert Paulus wohlgemerkt nicht aus einer Luxusvilla oder von einer Urlaubsreise, sondern aus seiner Gefangenschaft in Rom.
Ein vierter und letzter Gedanke: Gott wird uns in keiner Situation ohne Hilfe lassen. Daran festzuhalten und daran zu glauben ist es, was uns am Glauben festhalten lassen kann, trotz aller Widrigkeiten und Ungewissheiten, wie es in der nächsten Zeit weitergehen wird. „Die Rettung ist von dem Herrn, der unsere Stärke ist zur Zeit der Bedrängnis.“ (Psalm 37, 39).
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Gottes Segen. Bleiben Sie gesund und bewahrt an Leib und Seele.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

