Wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.
Entscheidungshilfe
Liebe Leserinnen & Leser,
»Was würde Jesus dazu sagen?« Für den Theologen Martin Niemöller war das ein wichtiger Leitsatz, wenn von ihm Entscheidungen gefordert waren. Und Niemöller war ein Mann mutiger Entscheidungen: Vom U-Boot-Kommandanten im Ersten Weltkrieg wurde er in der NS-Zeit zu einem führenden Mitglied der Bekennenden Kirche. Und als der Kalte Krieg zu einer schweren Eiszeit zwischen Ost und West führte, wagte er es, nach Moskau zu reisen, um Versöhnung zu stiften.
Das Leben fordert von uns viele Entscheidungen. Große und kleine. Kann man mit militärischen Mitteln Frieden schaffen? Wann beginnt die Würde des Menschen, wenn ich entscheiden muss, welchen Corona-Patienten ich aufgrund fehlender Beatmungsgeräte ein Sauerstoffgerät gebe und welchem nicht? Wie viel kann ich durch eine Veränderung im Beruf meiner Familie zumuten?
Wovon sollen wir uns leiten lassen? »Niemand von uns lebt für sich selbst«, schreibt Paulus. »Wenn wir leben, leben wir für den Herrn, und wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn.« Das, so Paulus, ist der Grundton aller unserer Entscheidungen. Daran soll sich unser Gewissen schärfen.
Spannend ist nun, dass für Paulus Christen durchaus zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen können. Es gibt keine zeitlos gültigen dogmatischen Vorschriften. Und schon gar nicht können wir Entscheidungsanweisungen direkt aus der Bibel ablesen. Das aber heißt nun keineswegs völlige Willkür. Bei allen Entscheidungen muss das Leben des schwachen Menschen im Blick sein, fordert Paulus. Ziel unseres Handelns soll sein, was dem Frieden dient und dem Miteinander-Leben in einer Gemeinschaft.
»Was würde Jesus dazu sagen?« Wer diese Perspektive in seine Lebensentscheidungen mit einbezieht, für den wird das Leben nicht unbedingt einfacher. Ja, es verschärft zuweilen die Entscheidungssituationen sogar. Und doch hat der Satz des Paulus etwas Tröstliches: Ob wir leben oder sterben, wir sind des Herrn. So manche Entscheidung erweist sich im Nachhinein als falsch. Aus der Hand Gottes aber können wir nicht herausfallen.
Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke
