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27.05.2021

GOTTES WORT zum 27.05.2021

Das Losungswort steht im Josuabuch (Kapitel 14 - Vers 8)

Kaleb sprach zu Josua: Meine Brüder machten dem Volk das Herz verzagt, ich aber folgte dem Herrn, meinem Gott, treulich.

EINE GUTE HANDLUNGSEMPFEHLUNG

Liebe Leserinnen & Leser,

wer den heutigen Losungstext im Zusammenhang des Josuabuches im Alten Testament der Bibel liest, der wird vermutlich vor allem über die darin geschilderte Grausamkeit erschrecken: Es geht um die Eroberung eines Landes, das Gott seinem Volk vor langer Zeit als Heimat versprochen hat. Die anderen Kundschafter, die ein gewisser Kaleb hier »Brüder« nennt, hielten die Vertreibung der Bewohner für gewagt. Doch Kaleb nimmt sich mutig die Eroberung vor. Als Kind haben mich solche Eroberungsgeschichten mit verklärten militärischen Genies und Helden sehr interessiert. Heute nun sehe ich die Sache etwas differenzierter: Mein Interesse oder gar Beifall kann nicht mehr demjenigen gelten, der aus taktischen oder gewinnbringenden Interessen den Kampf mit anderen Menschen sucht.

Und somit stellt sich mir mal wieder die Frage: Ist das etwa richtiger Glaube auf den Wegen Gottes, Menschen durch Krieg und Vertreibung um Hab und Gut, Heimat oder gar das eigene Leben zu bringen?

Es wäre thematisch oberflächlich und der Sache nicht gerecht, hier darauf hinzuweisen, dass die Losung ja im Alten Testament steht und dass vom Gott mit seinem allumfassenden Liebesangebot in Person und Botschaft Jesu Christi erst im Neuen Testament die Rede sei. Unser Losungswort zeigt uns vielmehr, dass schon im Alten Testament der Bibel das Thema des gelebten Glaubens unterschiedlich aufgefasst wird. Aus der Sicht der späteren Propheten Amos und Micha etwa lässt sich ein praktisch konsequent gelebter Glaube an Gott nicht mit kriegerischer Eroberung verbinden. Denn beide Propheten haben zwar nicht in derselben Zeit aber doch unter ähnlichen Bedingungen wie der Heerführer Josua gelebt.

Was können wir also aus diesem heutigen Losungswort für uns mitnehmen? Vielleicht ist es gar nicht so sehr der Gedanke an Gewalt oder blinden Gehorsam, der hier von Kaleb gedacht wird. Vielleicht ist es vielmehr ein Gedanke, den über 3000 Jahre später ein gewisser Dietrich Bonhoeffer in seinem Büchlein »Nachfolge« wie folgt auffasste: Gelebter Glaube bedeutete für ihn durch Gebet und vernünftige Überlegungen Einsicht in das rechte Handeln zu finden und bereit zu sein, auch die Folgen zu tragen.     

Durch Gebet und vernünftige Überlegungen – das klingt für mich nach einer guten Handlungsempfehlung dieser Tage – für meinen Glauben und für meinen Alltag.

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen dazu.

Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)