Die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.
Sonnenaufgang
Liebe Leserinnen & Leser,
kennen Sie das Erlebnis der Osternacht? Am frühen Ostermorgen, noch vor Sonnenaufgang, treffen sich Christen in Kirchen und feiern Gottesdienst. Und dann passiert es. Während der Gottesdienst läuft, geht die Sonne auf. Die Schwärze der Nacht, die noch bis eben über dem Land lag, wird durch die Sonnenstrahlen vertrieben. Und wenn dann der Altarraum der Kirche, der in der Regel ja immer gen Osten gebaut ist, lichtdurchlässige Fenster im Mauerwerk besitzt, ist das helle, farbenintensive Schauspiel perfekt. Immer heller und schöner wird es. Alles um einen herum gewinnt an Farben und Konturen. Schließlich steht alles in einem gleißenden Licht.
Dieses Erlebnis kommt mir in den Sinn, als ich über die Vision des Jesaja nachdenke. Sein Volk lebt in der Unterdrückung. Der ursprüngliche Gottesglaube ist verwässert und durch Krisen erschüttert. Er vermischt sich mit dem, was die Besatzer und Nachbarvölker anders glauben. Die Ordnung der Gebote Gottes ist kaum mehr vorhanden. Es gilt das Recht des Stärkeren, des Schnelleren, desjenigen, der zuerst kommt. Eine tiefe Sehnsucht nach Befreiung, nach neuem Glanz erfüllt die Erniedrigten.
Wer kann da helfen? Wer kann uns heute in unseren Krisen und Problemen beistehen? Nach dem Losungswort aus dem Buch des Propheten Jesaja kann nur einer wirklich zuverlässig und kontinuierlich helfen: Gott selbst. Und er wird eingreifen. Jesaja malt genau dieses Bild.
Kennen Sie dieses Gefühl, liebe Leserin, lieber Leser? Alles scheint sich gegen Sie verschworen zu haben. Überzeugungen gelten nicht mehr. Was früher richtig war, ist jetzt falsch. Ich sollte diese oder jene Verordnungen oder Handlungsempfehlungen einhalten, auch wenn es mir schwerfällt oder missfällt. Ach ja, und die Kirche? Die scheint sich an vielen Stellen ja rauszuhalten, ganz nach dem Motto: da können wir auch nicht viel machen.
Übertragen wir Jesajas Bild in unsere Zeit, dann scheint vieles zu sehen zu sein, was gegen mich läuft. Doch muss ich deshalb mutlos werden? Nein, dazu muss es nicht kommen!
Auch uns Christen ist zugesagt, dass Gott bei uns ist. Jesus spricht von seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. Und haben wir Christen nicht auch Gottes Wort, die Bibel? Mir erscheint sie dieser Tage wie ein Sonnenstrahl. Wo er hinfällt, entstehen Konturen - man kann erkennen und unterscheiden – im Licht der Sonne. Für mich ist die Vorausschau auf Gottes Erscheinen nicht eine billige Vertröstung in die Zukunft. Sie ist praktische Hilfe für meinen Lebensweg. Ein Sonnenstrahl eben.
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

