Das Predigtwort am 1. Sonntag der Passionszeit steht im 2. Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth (Kapitel 6, Verse 1 bis 10):
Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt. Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde; sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
SO IST VERSÖHNUNG!
Liebe Leserinnen & Leser,
womöglich kennen sie das doch auch: Streit zwischen Eheleuten, Kindern, Nachbarn, Kollegen. Gerade erst hat eine Studie veröffentlicht, dass im zweiten Jahr der Pandemie die Streitigkeiten über eigentlich meist ganz belanglose Themen, stark angestiegen sind. Man schaukelt sich gegenseitig hoch, bis es richtig kracht. Und ich bin mir aus eigener Erfahrung sicher: Vieles davon müsste eigentlich nicht sein oder zieht sich an Belanglosigkeiten hoch. Der gute Ausblick auf diese Problematik ist, dass in der Regel meist auch wieder Versöhnung möglich ist. Man redet darüber, entschuldigt sich, wirbt für Verständnis und versteht den anderen wieder. Man kommt miteinander wieder ins Reine und eine Last fällt von einem ab.
So ist es oft unter uns Menschen. Zwischen Gott und dem Menschen war und ist dies übrigens genauso. Adam und Eva entschieden sich gegen Gottes gutes Gebot und aßen von der verbotenen Frucht. Sie haben Gott nicht gehorcht. Gott meinte es gut und der Mensch lehnte dieses Gute ab. Und so zeigt uns die Bibel immer wieder Personen und Geschichten auf, die sich mal mehr und mal weniger bewusst von Gott abgewandt haben, das eigene Schicksal selbst in die Hand nehmen wollten. Interessanterweise wurde aber mit Gott gehadert oder gestritten, wenn dann eine Sache so richtig schieflief. In gewisser Weise hat sich daran auch bis heute nichts geändert. Trotz Pandemie, trotz großer Schwierigkeiten und Belastungen, trotz Probleme mit so vielen anderen, ertappe ich mich selbst dabei, dass ich Gott in meinem Alltag oft außen vorlasse. Aus so vielen Bereichen des Lebens habe ich ihn verdrängt und versuche, die Dinge ohne ihn zu regeln. Doch leider stelle ich auch immer wieder fest: es passiert nicht selten, dass ich dann sauer auf Gott bin oder ihm Vorwürfe mache, wenn Dinge nicht funktionieren oder Streit entsteht.
Der erste Sonntag der Passionszeit, lateinisch: Invokavit. Zu Deutsch: Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören! (Psalm 91, 15) Wäre es nicht gut, wenn wir vielleicht gerade dieser Tage uns wieder mehr auf Gott und sein Rufen, sein Wirken verlassen sollten? Denn er, so bekennen wir es schließlich im Glaubensbekenntnis, ist der Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Warum sollte es da nicht möglich sein, sich ihm wieder neu zuzuwenden. »Lasst euch versöhnen mit Gott!« (2. Korinther 5,20), ruft uns der Apostel Paulus an anderer Stelle des 2. Korintherbriefes zu. Gott bietet uns durch den Glauben an seinen Sohn, Jesus Christus, seinen Frieden, seine Versöhnung an. Das heißt, er will uns mit unseren Problemen und Schwierigkeiten, unsre Streitereien oder Fehlern, nicht einfach alleine lassen. Sondern er möchte uns helfen, diese Lasten zu tragen oder sie uns ganz und gar nehmen. Durch Verzeihung, durch Schritte aufeinander zu, durch Hilfe, die er uns zuteilwerden lässt. Können Sie dieser wunderbaren Botschaft glauben? Wenn ja, dann haben Sie den Sinn von Versöhnung, von Jesu Leidenszeit, die mit dem heutigen Sonntag beginnt, begriffen. Wir müssen nur zugreifen und der heilenden Kraft Gottes vertrauen, die uns in jeder Lebenslage erreichen und helfen kann. Im Eingangsvers des Predigttextes werden wir aufgefordert, diese heilende Kraft, dieses Heil zu ergreifen. Wann? Jetzt und heute! Gott wartet auf Sie.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Bleiben Sie gesund an Leib und Seele. Gott gehe mit Ihnen dieser Tage.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

