Das Predigtwort für den Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr steht im Brief des Apostel Paulus an die Christen in Rom (Kapitel 15, Vers 4):
Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
»LEBEN MIT GEDULD UND HOFFNUNG!«
Liebe Leserinnen & Leser,
kennen Sie Ignaz Semmelweis? Bis vor kurzem war er mir unbekannt. Erst durch das Stellen einer Frage in einer Quizsendung, erfuhr ich von dem Namen und der Person. Ignaz Semmelweis wird als Erfinder des Händewaschens bezeichnet. Seine Forschungen Mitte des 19. Jahrhunderts zeigten schon damals, dass Viren- und Krankheitskeime mit den Händen übertragen werden. 1846 war Ignaz Semmelweis Assistenzarzt an der 1. Gebärklinik im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. In dieser Zeit starben noch 15 % der Frauen, die ein Kind zur Welt brachten an Kindbettfieber. An der 2. Gebärklinik allerdings gab es bedeutend weniger Todesfälle. Warum war das so? Nun, Semmelweis hatte beobachtet, dass in der 2. Klinik die Hebammen meist allein arbeiteten, während in der 1. Klinik Ärzte aus dem Obduktionsbereich mitarbeiteten. Diese kamen oft auch aus dem Sezierkeller, wo sie Studien an Leichen durchführten. Hier wäre das Einführen des Händewaschens sowie der Desinfektion von Geräten dringendst erforderlich gewesen. In der 2. Klinik starben durch die Einführung dieses Prozederes bald nur noch 1,3 % der Mütter an Kindbettfieber. Doch die Ärzte der 1. Gebärklinik wollten nicht auf Semmelweis hören. Er wurde schließlich sogar aus Wien weggemobbt. Semmelweis Kollegen wollten nicht einsehen, dass er mit seinen Hygiene- und Sicherheitsgedanken zum Händewaschen und zur Händedesinfektion Recht hatte. Heute in Zeiten von Corona ist den meisten Menschen in unserem Land völlig klar: Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen, wie das Desinfizieren, retten Leben. Dass die Ärztekollegen von Semmelweis dies damals nicht einsehen wollten, kommt uns vielleicht auch bekannt vor. Verdrängung und Verleugnung von offensichtlich wirksamen Tatsachen, hat leider aktuell auch in unserem Land bei vielen Menschen wieder Konjunktur. Doch das damit zusammenhängende Leid, ganz gleich ob eigen- oder fremdverschuldet, kann immer eine erdrückende Last sein. Meine Frau und ich erleben es nun schon seit Wochen mit, indem wir aus der Ferne Anteil nehmen am Leid eines befreundeten Pfarrers, der im Krankenhaus aufgrund einer Corona-Infektion mit dem Leben ringt. …
»Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre gegeben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.« Das Losungswort des heutigen Sonntags macht deutlich: Paulus hat eine klare Ansicht zum Verhältnis Bibel und gelebten Glauben. Die Bibel als das Wort Gottes ist uns gegeben, damit wir daraus lernen, nach den Sicherheitsmaßnahmen Gottes zu leben. Und diese beginnen ganz basal darin, dass Gott statt Verdrängung und Verleugnung unserer Probleme und des Leids in dieser Welt, uns im Herzen Mut machen möchte. Wir sollen unser Leben – trotz aller Einschränkungen, trotz aller Mühsal und Traurigkeiten – leben. Denn Gottes Wort und damit der Glaube schenken Geduld und Hoffnung zugleich. Zwei Dinge, die nicht unbedingt sichtbar sind, wie viele Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen übrigens auch, die aber, davon bin ich überzeugt, ein alltagssicheres Fundament bilden können. Jeden Tag neu.
Ich glaube, es ist gut, dass es Menschen wie Ignaz Semmelweis bis heute gibt. Und es ist gut, dass es einen Gott gibt, der uns schützen und mit Geduld und Hoffnung erfüllen will. Wir sollten verantwortungsvoll danach und dadurch miteinander leben.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke.

