Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg. Aber der Herr allein lenkt seinen Schritt.
… so Gott will und wir leben
Liebe Leserinnen & Leser,
… so Gott will und wir leben »Mist, Zug verpasst!« Doch als der enttäuschte Fahrgast kurze Zeit später von dem tragischen Unglück seines verpassten Hochgeschwindigkeitszuges hörte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er fühlte sich, wie wenn er das zweite Mal geboren worden wäre. – Diesen persönlichen Bericht las ich letzten Sommer in einer Ausgabe des Nachrichtenmagazins SPIEGEL. Der Bericht enthielt Erinnerungen eines überlebenden Passagiers vom wohl schlimmsten Zugunglück in der Geschichte Deutschland. Die Älteren unter uns werden sich vermutlich erinnern.
1998 kamen 101 Menschen bei einem Zugunglück ums Leben. Aufgrund eines defekten Radreifens entgleiste der ICE »Wilhelm Conrad Röntgen« und donnerte mit etwa 200 km/h gegen einen Brückenpfeiler. Die zusammenstürzende Betonbrücke begrub einen Teil des Zuges und bildete mit ihm eine Wand, sodass die hinteren Waggons wie eine Ziehharmonika zusammengefaltet wurden. Bislang war der kleine Ort Eschede bei uns in Niedersachsen weithin unbekannt gewesen. Doch seit diesem Sommertag, am 03. Juni 1998, ist er Namensträger dieser Katastrophe.
Warum erzähle ich von diesem tragischen Unglück. Manchmal läuft unser Leben anderes als gedacht. Die Menschen im Zug hatten sich Pläne für den Tag gemacht und wurden jäh aus ihren Träumen gerissen, viele sogar aus dem Leben. Andere dagegen – wie der eingangs beschriebene Fahrgast – waren hinterher froh, dass ihre Pläne nicht in Erfüllung gingen.
Wir Menschen wissen, gerade jetzt in diesen Tagen der erneuten Zuspitzung der Corona-Pandemie, nicht wirklich, was kommen wird. Jakobus, ein Halbbruder von Jesus, ermahnt uns, die wir oft vieles in unserem Leben selbstsicher und selbstverständlich hinnehmen oder annehmen, in seinem Brief: »Wenn ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt gehen und dort ein Jahr zubringen und Handel treiben und Gewinn machen –ihr wisst nicht, wie es morgen um euer Leben stehen wird. Denn ihr seid ein Dampf, der eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet. Haltet es lieber so: Wenn der Herr will, werden wir sowohl leben als auch dieses oder jenes tun« (Jakobus 4,13-15).
Ein Rat voller Nüchternheit und Besonnenheit. Ein weiser Rat des Glaubens. Ich finde ihn mehr als gut gelungen, für die Wege, die vor uns liegen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

