Du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen.
EIN GUTER MENSCH
Liebe Leserinnen & Leser,
»Edel sei der Mensch, hilfreich und gut«, meint Goethe in seinem Gedicht »Das Göttliche«. Wer ist nicht gerne ein guter Mensch oder möchte dieser Tage, gerade im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie und allen damit verbundenen Regeln und Einschränkungen, als guter Menschen gelten? Einfach gut sein – das scheint dieser Tage aber leichter gesagt als getan. Wie geht das? Im sturen Befolgen von allgemeinen Regeln und Normen? Im umsichtigen und nachsichtigen Umgang miteinander und füreinander? In großer oder gar totaler Zurücknahme gegenüber Anderen? … …
Ich kann mich noch in diesem Zusammenhang gut an meine Tage als Kind erinnern. Damals habe ich oft im Gebet, meist dem Abendgebet kurz vor dem Schlafen gehen, Gott so oder so ähnlich gebeten: »Bitte hilf mir Gott, nichts Böses zu tun und dafür gut zu sein!«
Doch nüchtern rückblickend, war ich manchmal alles andere als das. Nämlich ein Junge, der mit seinen Geschwistern doch so manches mal mehr auch mit einer gewissen Portion Übermut und Abenteuerlust unterwegs war. Doch weder die dann folgenden elterlichen Ansagen oder gar Konsequenzen noch meine ehrlich gemeinte Bitte an Gott, veränderten in diesen Jahren grundlegend etwas an dieser Situation. Kopf voller Flausen eben.
In seiner »Dreigroschenoper« stellt Bert Brecht fest: »Ein guter Mensch sein? Ja, wer wär’s nicht gerne? Doch leider sind auf unserem Sterne eben, die Mittel kläglich und die Menschen roh. Wer möchte nicht in Fried und Eintracht leben? Doch die Verhältnisse sind nicht so!« Und warum nicht? Weil der Mensch eben doch nicht in Gänze ein gutes, edles Wesen ist.
»Das Gute – dieser Satz steht mal fest, ist stets das Böse, was man lässt!« Mit dieser Weisheit kommt Wilhelm Busch in seiner »frommen Helene« der Wahrheit dabei schon ziemlich nahe und bei Erich Kästner lesen wir: »Es gibt nichts Gutes außer: man tut es.«
Die Bibel schließlich umreißt das Wesen eines guten Menschen sehr direkt: »Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist: nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott!«
In diesem Dreiklang liegt das ganze Geheimnis. Das Gute in uns, so der Glaube an Gott, ist nicht die Ursache, sondern der Ausdruck von Gottesglauben. Im Vertrauen und Festhalten an diesen Gottesglauben, kann ich auch heute, dieser Tage, offen und ehrlich anderen und mir selbst eingestehen: Ich bin zwar bis heute noch kein »guter Mensch«, aber Christus hat mir alle Schuld vergeben und befähigt mich jeden Tag neu, das Falsche bzw. Böse zu lassen und das Gute zu tun.
Du, Herr, bist gut und gnädig und von großer Güte. Dein Friede bewahre und geleite mich durch diesen Tag.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

