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14.06.2021

GOTTES WORT zum 14. Juni 2021

Das Losungswort steht im Hebräerbrief (Kapitel 10 - Vers 35)

Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

BLIND VERTAUEN!

Liebe Leserinnen & Leser,

»In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind, es will die Augen schließen und glauben blind!«

Diese Liedstrophe kennen vermutlich gerade vieler unter unseren älteren Gemeindemitgliedern sehr gut. Sie stammt aus dem bekannten Lied: »So nimm denn meine Hände«, geschrieben von Julie von Hausmann (1826-1901). Wie kam sie dazu, ein solches Lied zu verfassen?

Als junge Braut war Julie von Hausmann unterwegs, um ihrem Verlobten, der als Missionar tätig war, nachzureisen. Ihre Hochzeit stand bevor. Endlich legte das Schiff an. Ein Freund des Bräutigams holte sie ab. Er führte sie zu dem kleinen Friedhof der Missionsstation. Hier hatte man vor wenigen Tagen ihren Verlobten begraben. Eine Welt brach für die junge Frau zusammen. In ihrem Schmerz schloss sie sich auf der Missionsstation in ihrem Zimmer ein. Sie weinte Tag und Nacht und schrie zu Gott. Endlich kam sie zur Ruhe. Die Frucht ihres Ringens um inneren Frieden war das oben zitierte Lied. Sie hatte die Not in ihrer ganzen Härte, das Leben in seiner großen Unbegreiflichkeit, ja, Gott in seiner scheinbaren Maßlosigkeit in dem, was er uns zumutet, erfahren.

Ich glaube, ähnlich fühlen und denken derzeit auch viele Christen in unserem Land, die durch das Corona-Virus leiden oder Leid erfahren haben. Die Folge kann oft ein Ringen mit Gott und dem eigenen Glauben sein: Fragen über Fragen, Zweifel an dem was man glaubt aber nicht sieht, Anfragen an Gott ob seiner Macht oder Ohnmacht. …

Julie von Hausmann erging es genau so. Das Erstaunliche an dieser ihrer Geschichte ist, dass Sie Gott aber auch erkannt als den Herren, dem kein Leid und keine Not Grenzen setzt. Denn davon singen die Worte besagten Liedes von ihr. Sie entschloss sich, Gott blind zu vertrauen: »Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht!« Blind vertrauen, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird? Blind vertrauen, wenn man alles verliert, was man hatte? Blind vertrauen, wenn keine Hoffnung in Sicht ist? Das kann man getrost tun. Nicht aus Blauäugigkeit oder Unvernunft heraus, sondern vielmehr dann, wenn man trotz allem glaubt und schließlich auch akzeptiert, dass Gott alles unter Kontrolle hat.

Wir können Gott nicht immer verstehen, aber wir können ihm dennoch vertrauen. Gott segne Sie,

Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)