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01.09.2021

GOTTES WORT ZUR MITTE DER WOCHE

Von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke für Mittwoch, 1. September 2021

Das Losungswort steht im Evangelium nach Johannes (Kapitel 16, Vers 23):

Jesus Christus spricht: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.

Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUR MITTE DER WOCHE zusätzlich als PDF Datei zum Download zur Verfügung.

BETEN VERÄNDERT

Liebe Leserinnen & Leser,

irgendwie kann ich mir die Jünger bei diesem Gespräch mit Jesus gut vorstellen. Sie hatten Jesus mit seiner ganzen Faszination in Wort und Tat erlebt: Wie er den Hilflosen und Ausgestoßenen begegnet ist. Wie er vielen Menschen zu einem neuen Anfang verholfen hat. Wie er vom neuen Leben nicht nur gesprochen, sondern es mit vielen Menschen gelebt hat. Irgendwie verständlich, wenn die Jünger meinen: Das ist also ist der Glaube an Jesus! Ziel erreicht!

Solche Augenblicke kennen wir vermutlich auch. Alles scheint in Ordnung zu sein: Passend, stimmig, harmonisch. Aber Jesus hinterfragt diese Gefühlswelt und bringt nachdenkliche Töne in diese Stimmung: Glaubt ihr wirklich?, entgegnet er sinngemäß; Ich werde nicht mehr wie bisher mit euch reden. Ich werde die Welt auch wieder verlassen, und in der Welt habt ihr Angst. – Das hört sich zunächst nicht sehr ermutigend an und mit Blick auf unsere Welt, beispielsweise mit den wieder ansteigenden Corona-Fallzahlen oder der aktuell katastrophalen Lage für viele Menschen in Afghanistan, ist man geneigt den Gedanken Jesu vollauf zuzustimmen.

Doch gehen wir einmal 77 Jahre in der Geschichte zurück. Da schreibt im Jahre 1944 ein gewisser Pfarrer Dietrich Bonhoeffer aus seiner Gefängniszelle in Gestapohaft folgende Worte nieder:

»Ich beobachte dieser Tage immer wieder, dass es so wenige Menschen gibt, die viele Dinge gleichzeitig in sich beherbergen können. Wenn Flieger kommen, sind sie nur Angst. Wenn es etwas Gutes zu essen gibt, sind sie nur Gier. Wenn ihnen ein Lebensziel fehlschlägt, sind sie oft verzweifelt in Selbstmitleid. Wenn etwas gelingt, sehen sie nichts anderes mehr außer sich selbst und den erreichten Erfolg. Ich beobachte dieser Tage immer wieder Menschen, die trotz dieser außergewöhnlichen und schweren Zeit an der von Gott dargereichten Fülle des Lebens vorbeigehen.«

Auch Jesus hatte Angst. Vor allem auf seinem Weg ans Kreuz. Deshalb redete er in dieser Angst immer wieder mit Gott. Wir dagegen sind auch Gott gegenüber oft sprachlos, weil uns Sorgen oder gar Ängste jegliches Vertrauen nehmen. Darum fordert Jesus gerade in solchen Phasen unseres Alltags zum Gespräch mit Gott auf: »Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.« Das heißt nicht, wir müssen uns mit jeder Situation die uns beschäftigt an Gott wenden und hoffen, dass er ganz nach unserem Wunsch entsprechend handelt. Nicht Gott, sondern wir brauchen das Gebet, um zu erfahren: »Ich bin nicht allein, der Vater ist bei mir.«

Jesus macht deutlich: Wer von seinen Sorgen und Ängsten reden kann, muss nicht allein damit fertig werden. Die entscheidende Frage ist nicht, was uns heute begegnet, sondern wie wir damit umgehen. Das Gebet kann dabei eine große, eine entscheidende Hilfe sein.  

Gott segne uns, indem wir uns immer wieder an ihn wenden. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete weitere Woche,

Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)