Das Losungswort steht im 2. Petrusbrief (Kapitel 3, Vers 15):
Seid euch bewusst, dass die Langmut unseres Herrn eure Rettung bedeutet.
Die Andacht von und mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke steht Ihnen bei YouTube zur Verfügung:
Am Ende des Beitrags steht DIE ANDACHT ZUR WOCHENMITTE zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
Erwartungshorizonte
Liebe Leserinnen & Leser,
»Am Ende wird alles gut, und wenn noch nicht alles gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.« Wie klingt diese sprichwörtlich gewordene Aussage des Volksmundes dieser Tage in ihren Ohren? Kühn? Ja, vielleicht sogar tollkühn? Oder gar realitätsfremd, den Blick bewusst von der derzeitigen Wirklichkeit abwendend?
Diese Aussage klingt grotesk und vielleicht sogar verhöhnend, angesichts der täglich vielen Neuinfizierten mit dem Corona-Virus, angesichts der täglich über 100 Toten, die an oder mit dem Virus gestorben sind, angesichts des Leidens und der Not hinter vielen, derzeit verschlossenen Haustüren in unserem Ort und unserem Land.
Diese Aussage »Am Ende wird alles gut!« – sie hält das, was ist, nicht für das einzig Wahre. Vielmehr erwartet, hofft und glaubt sie, dass sich alles noch ändern, wandeln und gut werden kann. Der zweite Petrusbrief strotzt an manchen Stellen nur so von Zuversicht und Gewissheit. Zuweilen will ich diese Zuversicht und Gewissheit dieser Tage auch haben. Doch sie mag sich bei mir nicht so richtig einstellen. Also, woher nimmt der Verfasser des Zweiten Petrusbriefes diese seine Zuversicht und Gewissheit? Ich glaube, er nimmt sie daher, weil er einen anderen Erwartungshorizont hat als ich. Er glaubt und hofft, dass Gott Leid und Not wenden kann. Er glaubt und hofft, dass Gott selbst Neues und Heiles schenken kann. Das ist der Erwartungshorizont, vor dem Christen stehen und gehen dürfen. Doch das ist, wie gesagt, dieser Tage leichter gesagt als getan.
Um sich diesem hoffnungsvollen und gottvertrauenden Erwartungshorizont überhaupt anzunähern, muss ich zunächst für mich grundsätzlich die Frage klären: Rechne ich mit Gott in meinem Leben?
Wenn ja, dann darf ich gewiss sein, dass mein Leben unter anderen Vorzeichen steht als das Leben jener, die nicht mit Gott rechnen. Denn das rechnen mit Gottes Dasein und Gottes Wirken in meinem Leben kann mich zu einem „Hoffnungsmenschen“ machen. Blick, Verstand und Herz sind auf den Erwartungshorizont Gott ausgerichtet: ich darf ihn und etwas von ihm erwarten.
Manchmal kommt uns der Blick auf diesen hoffnungsvollen Erwartungshorizont Gott abhanden. Er wird verstellt, vernebelt, verdunkelt oder in Frage gestellt. Dieser Tage geschieht das vermutlich bei vielen Menschen unter uns, aufgrund der schrecklichen Auswirkungen des Corona-Virus in unserem Land. Leiden, Tod und Trauer, zusammen im Einklang mit menschlicher Hilfs- und Machtlosigkeit, kratzen an unserem Glauben an Gott.
Unser Bibelwort des heutigen Mittwochs möchte uns tröstend und Hoffnung machend zusagen: auch angesichts von Krankheit, Leid und Not ist Gott da. An seiner Seite können wir bestehen. Seine Langmut und Geduld ist unsere Rettung. Als Christen leben wir in dieser herausfordernden Zeit letzten Endes von diesem Versprechen Gottes, dass er uns zugewandt bleibt und wir aus dem Glauben an ihn heraus, wir Kraft, Zuversicht und Gelassenheit erwarten dürfen. Ist das unser Erwartungshorizont an Gott dieser Tage?
Gott segne unseren Glauben.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

