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14.11.2021

GOTTES WORT ZUM SONNTAG

Von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke zum Volkstrauertag am 14. November 2021

Das Predigtwort zum Volkstrauertag steht im 1. Korintherbrief des Apostel Paulus (Kapitel 11, Vers 4):

Jeder, der betet und dabei etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt.

Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.

HUT AB ZUM GEBET!

Liebe Leserinnen & Leser,

von einem jungen Soldaten ist mir mit Blick auf den heutigen Gedenktag folgender Bericht in die Hände gefallen. Der junge Soldat berichtet Folgendes:

Es war meine erste Gedenkfeier zum Volkstrauertag, die ich miterlebte. Ich war als Soldat zur Kranzniederlegung an einem Kriegerdenkmal eingeteilt. So stand ich an diesem Vormittag fein herausgeputzt in meiner Uniform als einer der beiden Kranzträger vor der an der Zeremonie beteiligten Öffentlichkeit. Der Pfarrer der örtlichen Kirchengemeinde hielt eine diesen Tag und den Anlass der Zeremonie würdigende Rede. Anschließend sagte er: »Wir wollen beten.« Wie ich es gewohnt war, faltete ich dazu meine Hände und neigte meinen Kopf. Plötzlich hörte ich von dem hinter dem Kranz stehenden Offizier einen leisen, aber sehr energischen Befehl: »Hut ab!« Es dauerte einen Moment, bis ich begriff: Der meint mich! Schnell nahm ich mein Barett vom Kopf und bemühte mich, diesen Fehler möglichst unauffällig zu korrigieren. Ich hatte ganz vergessen, dass wir als Soldaten beim Gebet unsere Kopfbedeckung abnehmen mussten.

Liebe Leserinnen & Leser,

wie recht der Offizier doch hatte. Eine einfache aber ungemein aussagekräftige Geste: das Abnehmen der Kopfbedeckung zum Gebet. Ob der Offizier in dem Bericht des jungen Soldaten wohl wusste, ob wir wohl heute noch wissen, warum wir beim Beten keine Kopfbedeckung tragen sollen? Auch wenn ich nicht gedient habe, weiß ich, dass es natürlich gewisse Vorschriften beim Militär gibt, die diese Handlung der Abnahme einer Kopfbedeckung beim Gebet vorsehen. Diese Vorschrift wiederum hat ihren Ursprung in der christlichen Frömmigkeitspraxis des Gebetes, wie uns das Bibelwort zum heutigen Volkstrauertag aufzeigt. Denn bei der Abnahme der Kopfbedeckung zum Gebet geht es um nichts Geringeres als um eine Ehrenbezeugung vor Gott. An sein machtvolles und erbarmendes Wirken sollten wir gerade am diesjährigen Volkstrauertag, angesichts der vielen toten Menschen durch Krieg, Terror, Vertreibung und Pandemien, eingedenk sein. Doch wie wenig denken wir darüber nach? Und so habe ich mich zum Schluss dieser Andacht gefragt, ob wir diese Botschaft eines machtvoll und erbarmungsvoll wirkenden Gottes dieser Tage überhaupt glaubhaft weitergeben können?

Die Erfahrung der Menschheitsgeschichte - gerade mit Blick auf das 20. Jahrhundert - weckt nicht viel Hoffnung auf weltweiten Frieden. Es gibt aber eine Botschaft, die in der kleinen Geste der Abnahme der Kopfbedeckung zum Gebet auch heute besteht und weitergegeben wird: Gott wird einmal alles, was diese schlimmen Zustände in der Welt herbeigeführt hat, endgültig beiseiteschaffen. Seine Antwort auf unsere Schuld und unsere Vergehen ist nicht Vergeltung, sondern Vergebung. Im Glauben an Jesu Tod und Auferstehung gibt uns der christliche Glaube eine klare Antwort: Vergebung statt Vergeltung ist möglich, weil Gott vergibt. Aus Schuld macht er eine Entschuldigung, die ein Leben lang gilt und sogar darüber hinaus ein neues, ewiges Leben in Aussicht stellt. Darum: HUT AB ZUM GEBET, IM FESTHALTEN AM GEDENKEN UND IM FESTHALTEN AM GLAUBEN ZUGLEICH.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und besinnlichen Volkstrauertag.   

Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)