Das Losungswort steht im Buch des Propheten Jesaja (Kapitel 48, Vers 10): Siehe, ich habe dich geprüft im Glutofen des Elends.
Die Andacht von und mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke steht Ihnen bei YouTube zur Verfügung:
Am Ende des Beitrags steht DIE ANDACHT ZUR WOCHENMITTE zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
KEINE PANIK!
Liebe Leserinnen & Leser,
lassen Sie einmal folgende Worte auf sich wirken: »Ich frage dich, o Gott, warum alle Welt dir nachläuft, warum so viele noch auf dich hoffen, mit dir rechnen und sogar noch nach deinem Worte leben. Du bist ein schwacher Gott, wenn du nicht jetzt in unserer Welt Dinge zum Guten wendest. Ich begreife es nicht, was ist’s denn, dass diese Welt dir nach wie vor nachläuft?« Wenn Sie jetzt raten müssten, was für einer Person würden Sie diese Worte zuschreiben? Vielleicht einem enttäuschten Kirchgemeindemitglied? Vielleicht einem Philosophen? Vielleicht einem gläubigen oder ehemals gläubigen Arzt oder Pfleger, der derzeit unter der großen Belastung und Auslastung seiner Arbeit leidet? … … …
Auflösung: Die Worte oben stammen von Franz von Assisi, dem Begründer des römisch-katholischen Ordens der Franziskaner. Er lebte am Ende des 12. Jahrhunderts, also vor etwas über 800 Jahren. Doch mit Blick auf die heutige Lage in unserem Land und in unserer Gesellschaft scheinen diese seine Worte eine erstaunliche Aktualität zu haben. Sie klingen suchend, fast verzweifelt. Wenn wir auf unseren Alltag schauen und die Nachrichten dieser Tage verfolgen, gibt es auf den ersten Blick auch für uns derzeit unendlich viele Gründe, suchend voller Angst und Sorge, ja, sogar verzweifelt und mitunter sogar voller Panik zu fragen: Was soll noch alles kommen?
Viele Menschen in unserem Land treiben Existenzängste um, da die tödliche Lungenerkrankung durch das Corona-Virus seit nun schon über einem ganzen Jahr hinweg geschaffene Lebensentwürfe und den eigenen Lebensalltag zunichtemachen kann. Hinzu kommen persönliche Sorgen um die geliebten Menschen, die uns wichtig und ans Herz gewachsen sind. Und nicht zuletzt die psychische Dauerbelastung, die viele unter uns mitunter an den Rand der Belastungsgrenze treibt.
Also, nur bad news, no good news? Nur schlechte Nachrichten, keine guten Nachrichten? Nicht ganz:
Ich stelle mir vor, dass Franz von Assisi den Menschen mit seinen Worten eine Sehnsucht vor Augen gemalt hat, die das eigene Herz weit und das eigene Denken groß gemacht hat. Von außen betrachtet war auch sein Leben nicht von Triumphen oder Überlegenheit gekennzeichnet. Er erlebte Krieg und Elend, schied in Unfrieden mit seinem Elternhaus auseinander und entschied sich schließlich in freiwilliger Armut zu leben. Mit der Zustimmung des Papstes gründete er 1215 den Mönchsorden der „Minderen Brüder“. Sie sollte die nach ihm benannte Ordensgemeinschaft der Franziskaner werden.
Anhand der Geschichte von Franz von Assisi können wir sehen: Leiden und Leid ziehen sich auch durch das Leben der Menschen, die der „Frohen Botschaft“ Jesu nachfolgen. Und dennoch haben wie Franz von Assisi viele Menschen trotz ihres Leidens die Kraft des Glaubens erfahren. Für uns Christen ist das der Geist Jesu, der Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Wenn wir den Glauben an Jesus nicht verlieren, kann das Schwere und das Leidvolle in unserem Leben immer so klein bleiben, dass es uns nicht zur Verzweiflung bringen wird. Vielleicht ist das die Prüfung im Elend, von der das heutige Losungswort spricht, dass wir dieser Tage diese Kraft des Glaubens nicht verlieren. Gottes guter Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit lädt uns ein, all unsere Sorgen und Nöte bei Gott abzuladen und so das Leben neu zu sehen und neu zu leben.
Dafür wünsche ich Ihnen, Gottes Segen voller Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke.

