Hananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest.
HILFE FÜR DAS LEBEN
Liebe Leserinnen & Leser,
ausführlich wird in der Irrweg des Saulus (der später Paulus genannt werden sollte) beschrieben. Saulus „schnaubt“ und sieht nicht mehr, was sich rechts oder links – außerhalb seines begrenzten Gesichtsfeldes – ereignet. Sein Blick ist verengt. Eine Lebensgeschichte, die anspricht, die mich anspricht: Wie ist das mit meinem Blick dieser Tage? Was sehe ich, was will ich vielleicht nur noch sehen? Was übersehe ich oder was blende ich aus?
Nun erzählt die Geschichte, aus der unser heutiges Losungswort stammt, dass Gott selbst Saulus von seinem Irrweg abbringt. Es war nicht seine eigene Erkenntnis und Kraft, die ausgereicht hätten – weder den Irrweg zu erkennen noch umzukehren. Gott fällt, um es mit Worten Dietrich Bonhoeffers zu sagen, dem Rad in die Speichen. Ich frage mich selbstkritisch an: Bräuchte es dies nicht auch in meinem Leben an der einen oder anderen Stelle?
Es ist eine wichtige Botschaft auch für unser Leben und für unsere derzeitige – vor allem durch Corona – bestimmte Weltbetrachtung, die uns die Geschichte vorschlägt: Gott ist es, der uns begegnen möchte! Dies war bei Saulus so und dies gilt als Wahrheit für alle Menschen bis zum heutigen Tag. Im Rückblick erinnere ich mich an viele Gestalten der Bibel, denen Gott begegnet ist und deren Lebens- und Weltsicht sich daraufhin veränderten.
Ich möchte diese Erkenntnis für mich selber gerne aufnehmen. Deshalb frage ich mich nach den eigenen Irrwegen in der letzten Zeit an. Schnell hatte ich mich immer wieder in verschiedenen Situationen verrannt. Es ging mir mancher Tage ähnlich wie Saulus. Gleichzeitig lerne ich im Blick auf das damalige Eingreifen Gottes, dass Gott auch bei mir eingreift.
Die Begegnung des erblindeten Saulus mit Hananias und seine Heilung im Wiedererlangen der Sehkraft verdeutlichen, es ist ein Geschenk des Himmels, wenn ich schon jetzt und heute erkennen kann, wo Gott mich korrigiert, anhält, aufmuntert oder bestärkt.
Dadurch kann auch der heutige Tag – trotz allem – zu einem Geschenk Gottes werden. Vielleicht kann ich so manches neu lernen, sehen und hoffentlich auch erkennen. Ausdrücklich will ich auch die schmerzhaften und leidvollen Dinge nicht außer Acht lassen, sondern sie im Bewusstsein, dass Gott da ist, bedenken und beachten.
Als Saulus wieder sehen konnte, sah die Welt anders aus. Ich hoffe für uns, dass wir in unserem Leben – gerade dieser Tage durch Gottes Hilfe – das Wirken und die Taten Gottes sehen und erkennen.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

