Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.
Fürchte dich nicht!
Liebe Leserinnen & Leser,
eine an Covid-19 erkrankte alte Patientin darf zum ersten Mal seit langer Zeit im Krankenhaus Besuch bekommen. Da denkt doch eigentlich jeder, dass sie sehr froh ist. Sie aber sagt auf Befragen der sie behandelnden Ärzte, dass sie sich vor dem Besuch ihrer Familie fürchtet. Warum das? »Ich fürchte, sie sagen mir, dass sie ohne mich ganz gut zurechtgekommen sind.«
Was bewegt einen Menschen so zu denken, habe ich mich gefragt? Ist es vielleicht gerade in diesen Tagen dritten Corona-Welle so, dass vermehrt ältere Menschen sich mehr als Risiko und Ballast sehen als denn wichtige und geliebte Familienmitglieder? … …
Die ältere Patientin aus scheint vielleicht so zu denken. Vielleicht befürchtet sie, dass alles, worauf sie ihr Selbstwertgefühl baut, zusammenbrechen würde wenn ihre Lieben ihr diese Botschaft mitteilen würden. Vielleicht erinnert sich die alte Dame an frühere Tage. So lange die Kinder beispielsweise jung waren, war sie immer und gerne für die Kleinen da. Doch als sie älter wurden und im letzten Jahr Corona kam, wurde der Kontakt und das füreinander Dasein immer weniger.
Sicher hat unsere Patientin schon oft das Wort »loslassen« gehört. Aber so wie es im letzten Jahr vonstattengegangen ist, sollte es doch nicht sein.
Was würde unser Losungswort zu solch einer Begebenheit, die im letzten Jahr im Zuge der Corona-Pandemie vermutlich häufiger vorgekommen ist, sagen? Da spricht der große Gott zu denen, die an ihn glauben, dass sie sich nicht zu fürchten brauchen, weil Gott sie erlöst hat. Er hat sie vor allem von dem falschen Glauben erlöst, in diesem Leben auch ohne Gott ganz gut zurechtkommen zu können. Darüber hinaus aber auch von all den Zwängen, in denen wir gefangen sein können. Einer besteht darin, dass viele von uns ihr Leben dann als sinnvoll erachten, wenn wir Andere von uns abhängig wissen. Wer nur so denkt, kann gerade in dieser Zeit Tag und Nacht und bis zum Zusammenbruch auf den Beinen sein. Unser Losungswort will hier entlastend und befreiend wirken. Hier steht, dass wir Gott gehören. Wenn wir uns ihm in Dankbarkeit zuwenden, wirkt sich das auch zum Wohl unserer Lieben aus. Haben Sie Gott für dieses Wohl in letzter Zeit einmal gedankt? Martin Luther hat diese Dankbarkeit in seinem Kleinen Katechismus einmal so ausgedrückt:
»Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält. Dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter. Mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt. Und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben. Das ist gewisslich wahr.«
Fürchte Dich nicht! Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

