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13.06.2020

1. SONNTAG NACH TRINITATIS - 14.06.

Andacht von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke - AUCH BEI YOUTUBE

Wir begrüßen alle Leserinnen und Leser aus Delligsen, in der Ferne und Umgebung sowie in den Gemeinden des Pfarrverbandes am Hils und ganz besonders unsere Glaubensgeschwister in der Kirchengemeinde Brunsen-Wenzen-Eimen.

Eine illustrierte Fassung der Andacht von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke, steht Ihnen am Ende des Beitrags (siehe unten) als PDF - Dokument zum Download zur Verfügung. Sie können die Andacht von und mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke, aufgenommen in der Kapelle in Hallensen, auf YouTube ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=0HOAMYIEPJE

Andachtswort zum 1. Sonntag nach Trinitatis

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, sei mit uns allen. AMEN!

Liebe Leserin & lieber Leser

in den letzten Tagen habe ich so manch freie Zeit am Sandkasten verbracht. Sie haben richtig gehört: am Sandkasten. Unsere kleine Tochter sitzt bei herrlichem Sonnenwetter oft darin und versucht mit ihren Förmchen, Eimerchen und Schippchen so manche Kunstwerke aus Sand zu erstellen. Als neulich Freunde zu Besuch waren, haben wir Wasser in den Sandkasten gelassen und sie planschte fröhlich mit dem Jungen der Familie darin herum. Beide teilten zwanglos und freudig einfach alles: erst den Sand und das dazugehörige Spielzeug, dann das Wasser und die im Wasser sich befindenden Spielzeuge.

So können Kinder sein. Aber nicht nur so. Ich weiß es geht auch anders. Aus meiner eigenen Kindheit kenne ich das sehr gut: da wird gezankt und gestritten, vor allem und gerne bei Tisch: um das letzte Toast, die letzten Nudeln im Topf und ähnliches. Mit anderen teilen: Manchmal ist das die reinste Freude. Und dann wieder ist es so schwer. Der Predigttext für diesen Sonntag erzählt auch eine Geschichte über das Teilen.

Die Geschichte spielt nur wenige Wochen nach Ostern in Jerusalem. Die Jünger Jesu sind noch ganz erfüllt von der ersten Begeisterung über die Auferstehung ihres Meisters. Immer mehr Menschen kommen zum Glauben an Jesus. Eine christliche Gemeinde beginnt zu entstehen. Das gemeinsame Leben dieser Gemeinde beschreibt die Apostelgeschichte im 4. Kapitel (Verse 32 bis 37) wie folgt:

„Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte. Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.“

Eine Gemeinde wie aus dem Bilderbuch. „Ein Herz und eine Seele!“ – „Sie hatten alles gemeinsam.“ Wer zu wenig hat, wird von anderen beschenkt. Wer viel hat, verkauft etwas und stellt es allen zur Verfügung. Ein wenig erinnert mich diese Schilderung der Urgemeinde an ein frisch verliebtes Pärchen: In der Zeit der ersten Verliebtheit erscheint die Welt rosarot, alles dreht sich nur um die beiden Verliebten, sie machen sich  Geschenke, sie schreiben sich oder rufen sich an, sie sind bereit auf Vieles zu verzichten – ob Hobbies oder Freunde –um Zeit miteinander verbringen zu können. Sie sind, kurz gesagt: ein Herz und eine Seele und investieren gefühlt alles in den Anderen.

In der Jerusalemer Urgemeinde ist definitiv die Zeit einer frischen Liebe! Keiner sitzt auf seinen Besitztümern, alle teilen bereitwillig und gerne. Es wirkt fast wie ein Wettbewerb: Wer ist am selbstlosesten? Wer hilft am meisten? Paradiesische Zustände. Ein Herz und eine Seele.

Doch, was würden Sie sagen: Wie lange hält diese Verliebtheit an? Ein ganzes Leben? Eher nicht. Ein paar Wochen bei manchen, vielleicht auch ein Jahr oder sogar mehrere. Aber eben nicht ewig. Und auch den ersten Christen geht es da nicht anders. Das Paradies der grenzenlosen Gemeinschaft ist selbst nicht grenzenlos.

Soll das alles gewesen sein? Schon zwei Generationen später sieht das Bild ganz anders, vielleicht sogar ähnlich dem heutigen vielerorts, aus. Der Schwung der ersten Begeisterung hat sich gelegt. Das Miteinander ist nicht mehr so herzlich. Eine gewisse soziale Kälte hat sich breit gemacht. Es gibt nun auch in der Gemeinde Reiche und Arme. Manche haben mehr als sie ausgeben können, und manchen fehlt das Nötigste. Es gibt die Mächtigen und diejenigen, die sich jedenfalls nicht auf Augenhöhe mit anderen fühlen. Die Hierarchien, die in aller Welt gelten, haben sich auch in der Gemeinde durchgesetzt.

Der Apostel Lukas tritt diesen Zuständen mit seinen Worten in der Apostelgeschichte energisch entgegen:
Glaube macht weit, Glaube macht großzügig. Lukas erzählt die Geschichte von der ersten Gemeinde, um zu zeigen: Jesus wollte mehr. Jesus hat von der Liebe Gottes gepredigt, in dem die Letzten die Ersten sein werden und in dem die Armen seliggepriesen werden. Jesus hat die Besitzlosen und Ausgestoßenen zu sich gerufen, mit seiner Menschenfreundlichkeit hat er sogar die Zöllner angesteckt, sodass sie ihren Überfluss mit anderen geteilt haben. Jesus hat zum Reich Gottes eingeladen, in dem die Reichen davon befreit werden, an ihren Reichtümern zu kleben. Befreit, ihr Leben mit anderen zu teilen und dabei selbst beschenkt zu werden.

In der ersten Gemeinde war dieser Geist Jesu lebendig. Deshalb erzählt Lukas von dieser Gemeinde, weil die Geschichte der ersten Christen zeigt: Glaube macht weit. Glaube macht großzügig. Hier nun kommen wir, sie, du und ich, ins Spiel. Es gibt nun auch in der Gemeinde Reiche und Arme. Manche haben mehr als sie ausgeben können, und manchen fehlt das Nötigste. Es gibt die Mächtigen und diejenigen, die sich jedenfalls nicht auf Augenhöhe mit anderen fühlen. Die Hierarchien, die in aller Welt gelten, haben sich auch in der Gemeinde durchgesetzt.

Der Apostel Lukas tritt diesen Zuständen mit seinen Worten in der Apostelgeschichte energisch entgegen: Glaube macht weit, Glaube macht großzügig. Lukas erzählt die Geschichte von der ersten Gemeinde, um zu zeigen: Jesus wollte mehr. Jesus hat von der Liebe Gottes gepredigt, in dem die Letzten die Ersten sein werden und in dem die Armen seliggepriesen werden. Jesus hat die Besitzlosen und Ausgestoßenen zu sich gerufen, mit seiner Menschenfreundlichkeit hat er sogar die Zöllner angesteckt, sodass sie ihren Überfluss mit anderen geteilt haben. Jesus hat zum Reich Gottes eingeladen, in dem die Reichen davon befreit werden, an ihren Reichtümern zu kleben. Befreit, ihr Leben mit anderen zu teilen und dabei selbst beschenkt zu werden.

In der ersten Gemeinde war dieser Geist Jesu lebendig. Deshalb erzählt Lukas von dieser Gemeinde, weil die Geschichte der ersten Christen zeigt: Glaube macht weit. Glaube macht großzügig. Hier nun kommen wir, sie, du und ich, ins Spiel.

Wie geht es uns mit dem Teilen? Schnell wird bekommen wir hierzu heute sog. Entscheidungskategorien aufgezeigt: von großzügig, freigiebig und voller Freude bis hin zu ängstlich oder nur auf sich bedacht. Unser christlicher Glaube denkt nicht so. Im Gegenteil: Der Glaube macht großzügig. Der Glaube und das Vertrauen, dass für uns gut gesorgt ist, machen Herzen und Hände weit. Die Enge und die Weite, die Sorge und die Freigebigkeit, beides gehört zum Leben, wenn ich mit mir ehrlich bin. Wie kann es dabei gelingen, großzügiger zu leben, befreiter zu teilen, mehr Sandkastenmomente wie meine Tochter und der Sohn der befreundeten Familie zu erleben? Ich glaube ein Schlüssel hierzu liegt darin, sich selbst zu kennen: Was brauche ich, damit es mir gut geht? Was macht mir Freude? Was gönne ich mir gerne? Und auf der anderen Seite: Wo beginnt das Häufen oder gar Sich-Verschließen? Wo beginnt das Klammern – gar nicht unbedingt, weil ich so wenig habe, sondern gerade jetzt auch in der Corona-Krise, weil ich Sorge oder gar Angst habe, dass es ich Probleme bekommen könnte oder mir wichtiges fehlen würde? Hier kann der kleine Satz, den Christen seit Jahrhunderten beten helfen: Unser tägliches Brot gib uns heute. Das heißt, versorge uns, Gott, mit dem, was wir brauchen, damit wir frei werden zu teilen, wovon du uns mehr als genug gegeben hast.

Übrigens: Die ersten Christen, die ihren Acker verkaufen, um den Bedürftigen zu helfen und unsere Kinder, die oft gerne und vorbehaltlos miteinander teilen, haben etwas gemeinsam. Sie sehen oft auf den Menschen, dem sie etwas Gutes tun wollen weil er sie gerade bewegt, nicht auf die Sache, die sie abgeben. Frage: Wie oft habe ich schon mit eingestimmt in die Bitte: unser tägliches Brot gib uns heute. Darin steckt eine Verheißung: Gott sorgt für uns. Wir werden nicht zu kurz kommen. Wir sind frei, frei mit anderen zu teilen. Amen.

Der Friede Gottes, bewahre unsre Herzen und Sinne, in Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland. AMEN!

Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke

Kapelle in Hallensen

St. Georg Kirche in Delligsen