Das Bibelwort am 2. Adventssonntag stammt aus dem alten Adventslied »O Heiland, reiß, die Himmel auf« und steht in der vierten Strophe (Evangelisches Gesangbuch; Liednummer 7):
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.
Die Andacht von und mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke steht Ihnen bei YouTube zur Verfügung:
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
GEDANKEN ZUM 2. ADVENT 2021 - »Wie lange noch?«
Liebe Leserinnen & Leser,
Vorfreude ist die schönste Freude, so heißt es bekanntlich in der Adventszeit. Doch wie ist das dieses Jahr bei Ihnen? Im Corona-Jahr Nr. 2. Wieder ein Winter mit steigenden Infektionszahlen und Todesfällen. Wieder müssen wir uns in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens derzeit mit Kontaktbeschränkungen und Einschränkungen abfinden. Vorfreude ist die schönste Freude. Nicht wirklich, so scheint es mir leider auch dieses Jahr. Ein interessanter Unterschied zwischen Advent und Corona liegt wohl darin, dass wir im Advent sicher wissen, worauf und auf was wir warten: das schöne Fest am Heiligen Abend und die sich dann anschließenden Feiertage. Mit Blick auf die Corona-Pandemie ist es nicht ganz so einfach. Wie lange warten wir schon, dass sich etwas grundlegend ändert? Hin zum Guten. Hin wieder zu mehr Normalität, wie vor der Pandemie. Das Warten kann hierbei dieser Tage sogar zur Qual werden, denn ein Zeitpunkt, wann wieder mehr Normalität, mehr Freiheit in unserem Alltag Einzug halten wird, ist derzeit nicht wirklich in Sicht.
Doch zurück zum Advent. Wir haben es eben in dem alten Adventslied »O Heiland reiß die Himmel auf« gehört: die Sehnsucht nach einem Heiland, also nach jemanden der Kaputtes oder Zerbrochenes im Leben heile macht. Damals, vor über 2000 Jahren, bevor Jesus geboren wurde, warteten in seinem Volk nur noch sehr wenige Menschen auf den versprochenen Heiland. Seit langer Zeit, so der Eindruck vieler Menschen damals, hatte Gott nicht mehr gesprochen oder etwas im Leben der Menschen bewirkt. Die Alten, die Gottes Eingreifen noch hautnah erlebt hatten, waren längst gestorben. Die Urenkel kannten die alten Geschichten, aber für sie waren es Legenden aus längst vergangener Zeit. Kaum einer rechnete damit, dass Gott sein Versprechen noch erfüllen würde. Geht es uns heute nicht manchmal ähnlich? Vielleicht hatten Sie eine gottesfürchtige Großmutter oder einen gottesfürchtigen Großvater, die oft gebetet haben oder Ihnen aus der Kinderbibel vorgelesen haben. Aber in Ihrem Alltag heute - kommt Gott da vor? Ja, damals im Krieg, damals in Zeiten von Leid und Not, da hat Gott noch Wunder getan. Aber heute? Wir haben uns längst daran gewöhnt, trotz Kriegen, Krisen und viel Leid und Elend auf der Welt, den Sinn unseres Lebens woanders zu suchen. Jeder ist seines Glückes Schmied, so sagt es bekanntlich der Volksmund. Das haben wir in gewisser Weise als Lebensmaxime verinnerlicht.
In der Bibel wiederum verspricht Gott, dass Jesus wiederkommen wird und einmal alle Tränen abwischen wird. Dieses Versprechen ist ca. 2000 Jahre alt. Vielen Menschen ist dieser Hoffnungsglaube zu lang und zu schwer geworden. Und wir haben uns überlegt, wie wir schneller ans Ziel kommen. Ewiges Leben durch Wissenschaft, ewigen Reichtum durch Wirtschaftswachstum und ewiges Glück durch ständige Ablenkung. Zuletzt zeigte uns die Corona-Pandemie, dass diese Lebenshaltungen nur begrenzt trag- und krisenfähig sind. Viele Menschen unter uns bleiben deshalb dieser Adventstage mit einer Leere zurück. Vor allem Ihnen aber auch uns allen gilt die Botschaft des Advents alle Jahre wieder: Gott hält seine Versprechen. Wollen wir uns nicht darauf besinnen und Gott vielleicht gerade dieser Tage wieder neu ernst beim Wort nehmen? Das kann schon ein großes Stück Trost und Hoffnung sein.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 2. Advent und das Sie Kraft, Hoffnung oder auch Trost bei dem erfahren, der es uns seit dem ersten Weihnachten stetig verspricht: Gott, unser Vater im Himmel. Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

