Darum werden wir nicht müde, sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird der innere von Tag zu Tag erneuert.
Halb voll oder halb leer?
Liebe Leserinnen & Leser,
mit Blick auf das Bild rechts neben dem Andachtstext stellt sich die altbekannte Frage: Halb voll oder halb leer? Ist eigentlich ein Glas, in dem nur noch die Hälfte seines Fassungsvermögens an Wasser ist, halb voll oder ist es halb leer?
Für den unbeteiligten Beobachter ist die Sache klar: Beides stimmt. In der Regel sagt man aus der Situation heraus wohl aber eher, es sei halb leer, wenn es anfangs voll war. Und wenn es anfangs leer war, sagt man gewöhnlich, dass es jetzt halb voll ist.
Auf die Perspektive scheint es also anzukommen. Als ich einmal bei einem Kirchgemeindemitglied einen Besuch zum 40. Geburtstag tätigte, bekam ich die Worte gesagt: »Vielen Dank für ihren Besuch. Mit dem heutigen Tag ist ja schon fast die Hälfte des Lebens rum.«
Ich war im ersten Moment perplex über diese Worte. Einige Zeit später dachte ich über die gehörten Worte aber noch einmal nach. Vielleicht sah es die Person so, dass mit der Vollendung des 40. Lebensjahr nach statistischem Durchschnitt gesehen nun die zweite Lebenshälfte beginnt, die oft sehr viel anders ausfällt als die Erste. Man kann es, so denke ich, aber auch ganz anders betrachten und sich über die noch vorhandene Hälfte der Flüssigkeit oder des Lebens freuen.
Das geht meist aber nur, wenn man Ziele vor Augen hat, für die man leben möchte. In diesem Moment musste ich an unser heutiges Losungswort denken. Wie gut haben wir es da, dass wir zu allen Zeiten unseres Lebens und gerade auch dieser Tage in der Corona-Pandemie mit einem gnädigen Gott rechnen dürfen. Wir brauchen uns weder zu fürchten, dass wir verdursten, noch, dass wir durch die ganzen Einschränkungen und Beschränkungen allein oder gänzlich hilflos klarkommen müssen. Wir können Gott bitten, in den bisher gemachten Erfahrungen aber auch sonst, uns helfend zur Seite zu stehen. Er kann uns Weisheit und Geduld und Nachsicht schenken. Er kann uns jeden Tag erneuern, indem er uns erneuerte Kraft schenkt.
Deshalb noch mal die Frage: Halb voll oder halb leer? …
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag und ein schönes Wochenende,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke
(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)