Suche

Nachrichten Ansicht

News

22.03.2020 Kategorie: Gemeinde

Lätare - Sonntag 22. März

Andacht von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke

Gnade sei mit uns
und der Friede von Gott, unserm Vater
und unserm Herrn Jesus Christus. AMEN!

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den letzten Tagen und Wochen verfestigte sich bei mir in Anlehnung an Worte des mittlerweile verstorbenen Journalisten und Bestsellerautors Peter Scholl-Latour, mehr und mehr der Eindruck: die Welt gerät aus den Fugen.

Der Grund: ein kleiner Feind. Sichtbar nur unter dem Mikroskop. Kugelig mit Zacken. Vielfach bekrönt. Daher der Name: Corona.

Unter dem Mikroskop und auf vergrößerten Darstellungen in den Medien zeigt es sich.

In unserem Alltagsleben ist dieses Virus aber ein unsichtbarer Feind. Umherschwirrend breitet es sich mehr und mehr aus. Die Folge: Diese ungewöhnlichen Ereignisse erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.

Das Leben unseres Alltags geschieht mit äußerster Vorsicht und zum Teil auch in Angst. Wir halten zueinander Abstand. Menschen werden sogar voneinander getrennt, durch Sperren oder Quarantänemaßnahmen.

Zu Hause bleiben, Kontakte meiden, Isolation - Worte der letzten Tage.

Denn auch das ist wahr: das Virus trifft wahllos. Es macht keinen Unterschied: egal woher wir kommen, egal ob Frau oder Mann, egal ob alt oder jung, egal ob mächtig oder machtlos, egal ob reich oder arm, egal welche Hautfarbe oder Religion.

Das Virus macht keinen Unterschied.

So schweißt es uns in der Menschheitsfamilie in gewisser Weise auch zusammen.

Doch was können wir tun, als Kirche, als Kirchengemeinden, als Christen vor Ort?  

Zunächst nicht die Hände in den Schoß legen, sondern den Kampf gegen das Virus annehmen. Durchkreuzen wir seine Absichten.

Die Landeskirche Braunschweig hat die letzten Tage mit eindringlichen Nachdruck empfohlen, dass wir alle Veranstaltungen absagen. Dazu gehört auch der sonntägliche Gottesdienst.

Keinen Gottesdienst zu halten, fällt mir schwer. Denn die Verkündigung des Evangeliums Jesu ist nicht nur Beruf sondern auch Berufung und damit Herzensanliegen. Daher haben wir uns als Kirchengemeinde entschlossen, diesen ganz anderen Weg der Kommunikation des Evangeliums zu gehen und Ihnen in dieser Form ein wenig Wegbegleitung anzubieten.

Im Predigttext des kommenden Sonntags heißt es im Alten Testament beim Propheten Jesaja, Kapitel 66, Vers 13:
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

In dieser für uns alle neuen Situation, angesichts der gravierenden gesellschaftlichen Entscheidungen ist eine Frage wichtiger denn je:

Wie leben wir jetzt unsere Gemeinschaft und damit auch unseren Glauben?

Der Vorschlag Gottes an den Propheten Jesaja in unserem Bibelwort: Tröstend leben.

Wer sich dem Wort Gottes anvertraut, gerade in diesen Tagen, kann Momente des Innehaltens, des Aufatmens, schlicht und ergreifend Momente der Hoffnung finden.

Für meine kleine Familie und mich heißt das zum Beispiel: Unser Glaube an einen uns tröstenden, uns zugewandten, DICH liebenden Gott, ist nicht gebunden an das was in unserer Welt und mit uns gerade geschieht.

Aktuell wird das allgemeine gesellschaftliche Leben heruntergefahren:
Geschlossene Schulen & Kitas, keine Sport- und Kulturveranstaltungen,
Absage von Gottesdiensten, um nur einige Beispiele zu nennen.

Was noch kommen wird, vermag im Moment wohl niemand sicher zu sagen: Ladenschließungen, Ausgangssperren, … .

Viele fragen sich deshalb zurecht: Wie soll das jetzt weitergehen?

Ich habe doch immer dieses und jenes gemacht und jetzt soll ich darauf verzichten, es ganz anders halten?

Klare Antwort: Ja. Gewiss, Gemeinschaft gehört grundlegend zu unserem menschlichen Leben dazu. Wir suchen Gemeinschaft, weil wir darin Leben entdecken wollen, uns getragen und angenommen fühlen wollen. 

Jetzt wird uns genau dies genommen und wir werden in vielen Bereichen unseres Alltagslebens auf uns selbst zurückgeworfen.

Lieber Leser, liebe Leserin,

wir leben in beunruhigenden Zeiten. Das uns  bekannte Leben scheint aus den Fugen zu geraten. Gerade jetzt wären viele gerne beieinander, würden gerne miteinander sprechen, sich umarmen, einander trösten. Das geht jetzt nicht. Aber wir können doch beieinander und miteinander verbunden bleiben. In Gedanken, durch Telefonate, durch das Internet.

Lassen Sie uns nach vorne blicken. Gott tut es, indem er uns seinen Trost verspricht.

Der Zukunft getrost entgegenzublicken, heißt Gott entgegenblicken. Gott entgegenblicken heißt, dem Leben entgegenblicken. Begeben wir uns und unsere Welt in diese heilsame, tröstende Gegenwart Gottes. AMEN!

Ich möchte gerne ein Gebet mit Ihnen und für uns sprechen.
Wenn Sie mögen, können Sie es als ihr Gebet gerne mit beten:

Gott, unser Vater im Himmel,

ich bitte dich um deinen Trost für uns alle. Du siehst und kennst das Leben eines jeden einzelnen von uns. Du siehst auch die neuen Lebensumstände, mit denen wir zurecht kommen müssen.

Lass uns getrost und mit dem stärkenden Glauben an dich, jetzt die neue Situation annehmen und nach vorne schauen. Gib gute Ideen, unser Miteinander neu zu gestalten. Nimm uns die Ängste, angesichts der ungewissen Zukunft.

Sei bei denen unter uns, die jetzt an der Viruserkrankung leiden. Sei aber auch bei allen, die weltweit unter katastrophalen Bedingungen leben: in Flüchtlingslagern, in den Hunger- und Naturkatastrophengebieten dieser Welt.

Lass uns diese Welt und lass uns einander nicht aus den Augen verlieren. Alles, was uns noch bewegt, das legen wir das Gebet, das uns unser Herr Jesus geschenkt hat … .

Vaterunser

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich,

er lasse leuchten sein Angesicht über dir

und sei dir gnädig.

Gott erhebe sein Angesicht auf dich

und schenken dir seinen Frieden. Amen.