Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis
Der Gott des Trostes
Liebe Leserinnen & Leser,
»Wofür sollen wir noch zusammen beten?« Einige Hände der Konfirmanden schnellten nach oben. In der Mitte des Raumes hatten wir eine mit bunten Tüchern und Kerzen gestaltete Mitte aufgebaut. Auf den Tüchern lagen Gebetszettel, auf denen Gebetsanliegen der Konfis notiert werden konnten.
Ich erinnere mich gut an diese Szenen aus gemeinsamen Konfifreizeittagen, vor Corona. Es waren meist wunderschön stille und andächtige Tagesabschlüsse im großen Gruppenraum unserer Unterkunft gewesen. Für so manchen Konfirmanden war an diesen Abenden klar geworden: Ich darf alles zu Gott bringen. Die gesundheitlichen Probleme meines Opas/meiner Oma, die Probleme in der Schule mit meiner Freundin/meinem Freund und auch die Mathearbeit am gestrigen Freitag.
Gerade dieser Tage scheint es so, als würden sich viele Katastrophen unter dem Eindruck der Corona-Pandemie hartnäckig vor allem in Familien breitmachen. Mehrere Familien schaffen den Spagat zwischen Homeoffice, Homeschooling und gleichzeitiger Kinderbetreuung nicht mehr. Viele Kinder kommen im Zuge der Digitalisierung des Unterrichtsgeschehens technisch oder auch mit der eigenen Lernleistung nicht mehr hinterher. In einer einschlägigen Wochenzeitung las ich den Bericht von einem Mädchen, in dessen Familienumkreis eine nahe Verwandte positiv auf Covid-19 getestet wurde. Die ganze Familie kam daraufhin in Quarantäne. Der Verdienstausfall der Eltern war das eine. Das Mädchen, das ohnehin schon große Schwierigkeiten im derzeitigen digitalen Schulbetrieb hatte, verlor endgültig den Faden im Unterrichtsgeschehen und den vermittelten Inhalten.
Das Lesen und Verstehen solcher Lebenserfahrungen fallen mir in solchen Momenten nicht leicht. Warum müssen Familien und meist am schwersten die Kinder mit solchen Schicksalen dieser Tage kämpfen? Zugleich bin ich aber auch davon überzeugt, dass Gott diese Schicksale nicht unberührt lassen. Er ist ein Gott, der mitleidet. Sogar mit seinem Volk Israel, das wir im ersten Teil der Bibel erleben und das immer wieder seine Regeln ignoriert, die ihm ein gutes Leben in Frieden sichern sollten. Gott hat Mitleid mit uns Menschen, die wir von den Folgen weltweiter Ereignisse oder von falschen Entscheidungen betroffen sind und sich mit Krankheit und Tod auseinandersetzen müssen. Eigentlich hatte er eine andere Welt für uns geplant. Doch unser heutiges Losungswort lässt uns zum Glück nicht bei diesem Konjunktiven stehen. Er, Gott, ist nicht nur ein Gott des Mitleids, sondern auch des Trostes, der für uns da ist. Er ist für uns da, wir brauchen uns nur an ihn zu wenden. Sein Trost übersteigt alles, was wir einander in schwierigen Situationen geben können. Gerade wenn wir diesen Glauben miteinander teilen, wird seine Gegenwart sichtbar. Gerade wenn wir diesen Glauben miteinander teilen, kann Gott uns Veränderungen, Hilfe und Trost schenken. Das ist der Osterglaube.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

