Auf dem YouTube Kanal von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke findet man ab sofort das Video zum Gottesdeinst am 1. Weihnachtstag 2020 mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke und Kantorin Katrin Feichtinger:
Das Video wurde vor dem 16. Dezember 2020 aufgenommen.
Begrüßung
„Joy to the world“ – „Freude der ganzen Welt“. So heißt es in einem bekannten Weihnachtslied. Wir wünschen ihnen auch und gerade in diesem Jahr ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Herzlich willkommen hier auf unserer Homepage der St. Georg Kirche in Delligsen. Der Dichter, Arzt und Priester Angelus Silesius, dichtete einst über das weihnachtliche Geschehen:
„Das Große im Kleinen. Du sprichst: Das Große kann nicht in dem Kleinen sein. Den Himmel schließt man nicht ins Erdenstöpfchen ein. Komm, schau der Jungfrauen Kind, so siehst du in der Wiegen, den Himmel und die Erd und hundert Welten liegen.“
Lassen Sie uns den Blick auf Christus richten, den Heiland der Welt, der zu uns gekommen ist. Durch ihn ist Gott uns ganz nahe, Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. AMEN!
Andacht
Liebe Leserinnen & Leser,
Gnade sei mit uns und der Friede Gottes, der uns geschenkt ist, durch Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland, das Kind in der Krippe. AMEN!
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
knapp 200 Jahre alt ist sie: die Christbaumkugel. Im thüringischen Glasbläserdorf Lauscha wurde sie sozusagen erfunden. Die Legende erzählt, dass ein armer Glasbläser zu wenig Geld hatte, um seinen Weihnachtsbaum mit Äpfeln und Walnüssen zu schmücken. Mit glitzernder Gold- oder Silberfolie hatte man sie damals eingewickelt. Aber dazu fehlten dem armen Mann die Mittel. So machte er aus der Not eine Tugend und blies kleine Glaskugeln, die er dann durch eine Bleibeschichtung an der Innenseite silbern glänzend machte. Seit dieser Zeit darf die Christbaumkugel an keinem Weihnachtsbaum fehlen.
Eigentlich ist diese Kugel so etwas wie ein gebogener Spiegel. Schauen Sie mal hinein! Das interessante ist: Wenn Sie hineinschauen, die Kugel ganz nah an das Gesicht halten, dann verschwindet quasi alles andere als Nebensächlichkeit hinter ihnen und im Zentrum, ganz groß, wenn auch etwas verzerrt mit Knollnase, mit Pausbäckchen und mit großen Ohren, sieht man sich selber. Je nachdem, wo sie die Christbaumkugel hinhalten, sehen sie auf dem Grund der gewölbten Oberfläche etwas aber völlig verzerrt. Das, was im Mittelpunkt ist, erscheint überdimensional groß, die Dinge am Rande werden verschwindend klein oder sogar unsichtbar.
Ist das nicht überhaupt bei Weihnachten so? Ich finde das ein schönes Gleichnis, ein schönes Symbol für Weihnachten. Dass sich die Dimensionen bei diesem Fest im Vergleich zum normalen Leben verschieben. Dass Dinge im Zentrum plötzlich ganz groß werden und alles andere zu verdrängen scheinen. Mir ist das ein Symbol für Weihnachten: Halten Sie eine solche Christbaumkugel doch zu Hause einmal vor ihre aufgestellte Krippe – ganz gleich ob Holzkrippe oder beispielsweise Fensterbild. Plötzlich erscheint alles andere nebensächlich. Jesus, das Kind in der Krippe ist der Mittelpunkt unserer Welt, unseres Lebens. Wer zu diesem Mittelpunkt findet, für den verändern sich Dimensionen des Lebens: Großes wird klein, Kleines wird groß. Bei Christus werden manche Sorgen kleiner, weil er der Herr ist. Weil er helfen kann. Weil er der Not begegnet und sie nicht verdrängt. Weil er eine Lösung findet: Erlösung. Er kann Frieden geben. Zufriedenheit, auch wenn dieser Tage vieles unbefriedigend bleibt. Das Jesuskind steht im Mittelpunkt aller Betrachtungen. Er ist das wichtigste für uns Menschen, der Heiland. Wenn uns Gott aber diese Kugel quasi vor das Gesicht hält. Dann rücken wir ins Zentrum. Dann sind wir im Mittelpunkt und alles andere um uns herum wird nebensächlich oder verschwindet. Das ist die gewinnbringende Perspektive von Weihnachten: Auch Sie selbst dürfen sich in der Kugel anschauen und damit in den Mittelpunkt rücken. Denn für Gott sind Sie der wichtigste Mensch auf der Welt. Nur wegen Ihnen wurde Weihnachten. Wegen Ihnen hat er seinen Sohn geschenkt, damit Sie durch Glauben an ihn eine neue Perspektive im Leben geschenkt bekommen. Es geht um uns. Wir sind ihm wichtig. Ein Leben mit neuen Dimensionen, mit einem neuen Sinn, mit neuen Qualitäten! Wo gibt es das auf der Welt, dass sie komplett im Mittelpunkt stehen, dass sich alles um sie dreht, dass sich alles auf sie konzentriert. Das ist die Perspektive Gottes für unser Leben an Weihnachten. Es geht um uns. Wir sind ihm wichtig. Niemand soll verloren gehen. Dafür steht diese Christbaumkugel: dass etwas ins Zentrum gerückt wird. Der Heiland für uns und wir für Gott. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ So lesen wir im Johannesevangelium 3 Vers 16! Aber Achtung. Ich weiß, leider auch aus eigener Erfahrung, dass wir allzu oft auch Folgendes erleben: Die Christbaumkugel lebt gefährlich. Sie und damit das Weihnachtsfest, ist sehr zerbrechlich. Hauchdünn ist ihre Glasschicht, einen halben Millimeter nur. Schon ein etwas unachtsamer Handgriff verwandelt das Kunstwerk in einen Scherbenhaufen. Die Christbaumkugel ist ein ganz zerbrechliches Objekt, trotz all ihrer Eleganz und Schönheit. So leicht kann etwas zerplatzen. So leicht kann etwas in Scherben kaputt gehen. Damit passt sie eigentlich zu Weihnachten – denn es ist wohl auch das zerbrechlichste der Feste, das wir haben. Weihnachten ist zerbrechlich! Christus im Zentrum kann ganz schnell zerbrechen. Unser Glaube ist manchmal voller Zweifel, voller Hinterfragen: Ist es wirklich dieses kleine Jesuskind, was die Welt verändern kann, was mein Leben verändern kann? Es ist doch viel zu zerbrechlich. Soll das ganze Glück, das ganze Heil dieser Welt, wirklich in dieser kleinen Krippe liegen? Soll dieses Kind wirklich etwas verändern können?
Mein Glaube ist so zerbrechlich. Mein Glaube an diesen Heiland. Auch der Heiland wird zu oft hinterfragt, hintergangen oder ausgegrenzt. Auch ich persönlich, wo ich mich gerade noch als wertvoll und wichtig erachtet habe, im nächsten Moment kann das alles schon ein Scherbenhaufen sein. Da kamen irgendwelche bösen Worte, irgendein Ärger, da hat man mich verletzt, beleidigt, niedergemacht und plötzlich fühle ich mich nicht mehr wertvoll und wichtig. So zerbrechlich ist das, was an Weihnachten passiert. Da muss ich mich rechtfertigen oder entschuldigen. Das ist schwer und mühsam. Aber genau in diesen Scherbenhaufen will dieses Jesuskind kommen. Genau da will Christus helfen, wo etwas zerbrochen ist, wo mir etwas kaputt gegangen ist. Dann kann er Neues schaffen. Wir werden diese Glaskugel nachher ersetzen. Ersatzkugeln hatten wir schon in Voraussicht gekauft.
So einfach ist das im Leben aber oft nicht. Wenn etwas zerbrochen ist. Aber trotzdem will Christus uns beschenken, mit Glauben, Hoffnung und Liebe. Um etwas heil zu machen, um etwas neu zu machen.
In einer kaputten Kugel kann sich nichts mehr spiegeln. In einem sinnlosen Weihnachtsfest, wo man nicht mehr zum Mittelpunkt findet, geht das Wesentliche verloren. Zerbrechen kann mein Wert, meine Zufriedenheit, mein Lebensglück, wenn ich mich nicht mehr empfinden kann als geliebtes, wertvolles Lieblingskind Gottes. Wenn ich nur noch den Eindruck habe, eine Nebenrolle zu spielen, ein Außenseiter zu sein. Übervorteilt, ausgenutzt, abgestempelt. Zerbrechen kann das Glück, wenn Christus nicht mehr der wichtig für mich ist. Wenn ich versuchen muss, alles selbst zu schultern, mich selbst rechtfertigen muss. In Sachen Vergebung keine Hilfe, keine Kraft, keinen Anker, keinen Halt mehr zu haben. Der genau will Christus sein.
Ergreifen Sie diese Chance des Neuanfangs doch immer wieder. Wenn Frieden und Segen schief hängen, wenden sie sich an den Heiland, dessen Geburt wir heute feiern. Weihnachten – das Fest der Geschenke: Entdecken Sie es als großes Geschenk Gottes, der Sie mit neuem Glauben, mit neuer Liebe und mit neuer Hoffnung beschenken will! Wenden Sie sich kindlich an ihn und trauen sie ihm Großes zu. AMEN!
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unseren Herrn. AMEN!
Einmal mehr steht die Christbaumkugel für das, was wir im Gebet tun. Wir rücken das Gebet ganz nah an die Gegenwart Gottes. Er steht jetzt im Mittelpunkt und alles andere muss zurückweichen, wird Randerscheinung. Für Gott ist es nur wichtig, was wir ihm bringen. So lassen Sie uns füreinander und miteinander beten:
Guter Gott, wir wollen beten um das Licht, das in die Finsternis der Welt und in die Finsternis unserer Herzen scheint. Lass dein Licht leuchten allen Einsamen in der Welt, allen Alleingelassenen und Hinterbliebenen, allen Menschen, die sich nirgendwo zu Hause fühlen, weil sie auf der Flucht sind oder in Kriegs- und Krisengebieten leben müssen. Lass uns an allen verlassenen und ungerecht behandelten Menschen nicht vorbeisehen. Sondern lass uns gerade jetzt in diesen Tagen, dein Licht des Trostes und der Hoffnung weitergeben, sodass die die es brauchen fühlen: ich bin nicht allein. Nicht allein im Schmerz, nicht allein in der Depression, nicht allein in den Niederlagen. Lass uns alle dein Licht sehen, guter Gott. Damit wir selber Licht werden. Mach uns stark, in deinem Licht.
Ich lade Sie ein, so mit mir zu beten, wie es Jesus Christus uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Segen
Und so wünsche ich Ihnen für die kommende Zeit, die nächsten Tage dass sie sich als von Gott Geliebte und Bewahrte fühlen können, als von Gott Gesegnete:
Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Schalom, Frieden im Herzen und auf allen deinen Wegen. AMEN!








