Das Predigtwort am 2. Sonntag der Passionszeit steht im Evangelium nach Johannes (Kapitel 14, Vers 27):
Jesus Christus spricht: »Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht.«
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
»Wir sind erschüttert über die aktuelle Entwicklung und rufen die Russische Föderation dazu auf, weitere Aggressionen zu unterlassen. Russland muss die militärischen Angriffe unverzüglich stoppen und die territoriale Integrität der Ukraine vollumfänglich anerkennen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine gefährdet das Friedensprojekt Europa.«
Liebe Leserinnen & Leser,
in diesen Tagen, wo in Europa durch Krieg wieder ungeahntes Elend und Leid auf unserem Kontinent auftreten, sollte man seine Worte mit Bedacht wählen. Da sind die Bilder von auffahrenden Panzerkolonnen, von durch Raketen zerstörte Wohnhäuser, von unzähligen Menschen auf der Flucht. Diese Bilder sollten auch uns als Christen nicht kalt lassen. Viele Menschen aus den Kriegsgebieten der Ukraine brauchen jetzt vor allem praktische Unterstützung und Hilfe mit dem Notwendigsten, sie brauchen Trost, Hoffnung und Orientierung.
Insofern hat mich der obere Satz etwas erstaunt. Nicht das er aus aktuellem Anlass nicht richtig wäre. Aber das dieser Satz in seiner analytischen Sachlichkeit nicht von einer politischen Person oder einer Hilfseinrichtung im ukrainischen Kriegsgebiet, sondern von der Präses der Evangelischen-Kirche-Deutschlands stammt, hat mich dann wie gesagt doch verblüfft. Denn die gewählten Worte der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus mögen natürlich vom Inhalt her korrekt sein, aber erwarte ich von meiner Kirche eigentlich noch etwas mehr? Eben auch das, was ihr zu allen Zeiten und für alle Lebenssituationen, durch die Botschaft Jesu Christi geschenkt und gewährt ist: Gewiss Taten aber auch christliche gedachte Worte des Trostes, der Hoffnung und der Orientierung.
In vielen Medien dominierten die letzten zwei Wochen vor allem Ohnmacht, Angst und die eigene Sprachlosigkeit. Sprachlos und hilflos müssen wir als Christen aber im Angesicht der furchtbaren Ereignisse in der Ukraine nicht sein. Denn ja, Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein und Gewalt erzeugt Gegengewalt und macht Leid und Unrecht oft nur noch größer.
Als Christen dieser Tage jedoch nur auf die Gedanken der Hoffnung, des Trostes und der Orientierung zu setzen, wäre mir jedoch im Angesicht der schlimmen Ereignisse in der Ukraine zu wenig. Wir sollten die vom Krieg betroffenen Menschen mit ihren Ängsten, ihren Schmerzen und ihrer Trauer an uns heranlassen. Auch wenn wir vieles nicht fassen können, sollten wir versuchen praktisch zu helfen: den Menschen in den Kriegsregionen, denen die auf der Flucht sind und denen die helfen. Und wir sollten bei alledem zu dem stehen, was uns als Christen weltweit miteinander verbindet: der Glaube an einen barmherzigen Gott des Friedens. Reminiscere – »Gedenke Herr, deiner Barmherzigkeit.« So heißt der heutige zweite Passionssonntag. In Jesus Christus können wir den Glauben an diesen barmherzigen Gott des Friedens leben, erleben und gerade dieser Tage praktisch weitergeben in Worten und auch Taten.
Jesus Christus spricht: »Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht.« (Johannes 14, 27)
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Der Friede Gottes, bewahre unsere Herzen und Sinne, in Jesus Christus, unseren Herrn. AMEN!
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

