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24.12.2020

CHRISTVESPER 2020 - AUCH AUF YOUTUBE

Gottesdienst mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke und Kantorin Katrin Feichtinger

Herzlich willkommen auf unserer Homepage der St. Georg Kirche in Delligsen. Wir wünschen ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Sie können sich den Gottesdienst mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke und Kantorin Katrin Feichtinger auf dem YouTube Kanal von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke ansehen: www.youtube.com/watch

Die Videoaufnahmen sind vor dem 16. Dezember 2020 aufgenommen worden.

Und jetzt noch zum Schluss eine ganz schwierige Frage, sagte der Religionslehrer in der Schule: „Was meint ihr: Gott ist doch im Himmel, aber gleichzeitig soll er auch mitten unter uns sein. Wie kann man sich das vorstellen?“ Nach einiger Zeit meldet sich die Tochter des Arztes und erklärt ganz selbstsicher: „Das ist doch ganz einfach. Seine Wohnung hat der liebe Gott im Himmel. Aber seine Praxis, die hat er hier auf der Erde.

Dass feiern wir an Weihnachten: Gott hat es sich hier eingerichtet auf der Erde. Auf Augenhöhe begegnet er uns in der Geburt seines Sohnes Jesus. Er begegnet uns, um uns Gutes zu tun, gerade jetzt in diesen Festtagen, wo durch die Corona-Pandemie in unserem Land so vieles für viele von uns nicht gut ist. Lassen Sie uns das feiern, in diesem Gottesdienst. Ich lade Sie ein, wo auch immer Sie jetzt sind, sich Zeit zu nehmen. Gott ist praktisch da, wo auch wir sind. Weihnachten!

Er begegnet uns in seinem Namen, im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN! 

Andacht:

Gnade sei mit uns und der Friede Gottes, der uns geschenkt ist, durch Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland, das Kind in der Krippe. AMEN!

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

heute am Heiligen Abend möchte ich ihnen eine Krippenszene vorstellen. Eine Faltkrippe. Normalerweise ist das eine Krippe für Kinder, aber ich finde, diese Krippe hat uns allen, ganz gleich wie alt oder jung wir sind, viel zu sagen. Ich lade sie ein, eine kleine Entdeckertour rund um diese Krippe mit zu machen.

Eine Faltkrippe, in der Mitte erfüllt vom hellen Licht des Sternes und eines Engels, der schützend seine Hände über die Geburtsszene im Stall von Bethlehem ausbreitet. Links daneben die Hirten, die eilends herbeikommen. Und dann dürfen natürlich auch die drei Weisen nicht fehlen. Hier rechts sind sie und der Stern ist auch im Bild zu sehen.

Ich persönlich finde es schön, dass sie alle da sind. Auch dieses Jahr wieder. Wir brauchen sie alle, denn sie haben etwas mit uns zu tun. Da sind die Hirten. Menschen, die damals am Rande der Gesellschaft standen. Fern von denen, die alles haben. Fern von denen, die zu allem mit dazu gehören. Fern von denen die sagen, wir haben etwas vorzuweisen. Die Hirten, die oft frieren, weil sie viel draußen sind. Sie sind meist außen vor. Oft allein, weil sich niemand für sie interessiert oder viele sie meiden. Sie haben manchmal Angst, weil sie Gefahren ausgesetzt sind, die überhaupt nicht vorhersehbar sind. Sie sind oft unzufrieden mit sich und ihrer Situation. Sie wünschen sich vielleicht, mehr zu haben und mehr zu können. Vergleichbarer zu sein mit Anderen. Sie sehnen sich nach Anerkennung und Wertschätzung. Sie hoffen und wünschen sich Veränderung. Aber es stellt sich oft keine Veränderung ein. Und doch gibt es etwas Schönes an ihnen: Man sieht sie eigentlich nie allein. Auch nicht auf dieser kleinen Faltkrippe. Sie sind eine Gemeinschaft. Oft auch eine Leidensgemeinschaft. In diese Gemeinschaft der Hoffnungslosen, der Rechtlosen, der Ausgegrenzten, der Ohnmächtigen – kommt der Engel des Herrn und macht ihnen Hoffnung. Er macht ihnen Beine. Aus der Leidensgemeinschaft wird eine Weggemeinschaft. „Lasst uns nun gehen gen Bethlehem … Und danach breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

Plötzlich werden aus den Außenseitern Wertgeschätzte. Aus den Ohnmächtigen werden Zeitzeugen, Wunderzeugen, Heilsbringer. Aus den Hoffnungslosen werden Gesegnete, Aufgerichtete, Freudenboten. Denn sie haben das Leben gesehen, den Trost, die Hoffnung, das Licht des Lebens. In einer wunderschönen Meditation heißt es: „Seit es Weihnachten gibt brauchst du dich selbst nicht mehr erlösen. Du musst nicht mehr an dem Anteil im Leben kämpfen. Du musst dich vor dir nicht beweisen, brauchst andere nicht zu überbieten. Du brauchst dich nicht mit anderen vergleichen. Du musst andere und dich selbst nicht mehr verurteilen. Du musst dich nicht größer darstellen, brauchst andere nicht klein machen. Du kannst der Liebe trauen, sie annehmen. Du sollst wissen, dass du liebenswert bis. Du darfst einfach Mensch sein. Weil Gott eine Brücke schlägt. Dich mit sich verbindet. Dich mit Glauben, Hoffnung und Liebe erfüllen will. Du brauchst es nur zuzulassen. Sonst nichts.“

Ja, ich meine wir brauchen sie alle. Auch die Hirten. Weil sie Zeugen des Glaubens davon sind, wie Gott in Jesus Christus das eigene Leben, mein Leben, verändern kann, neu machen kann.

Und wir brauchen den Stern. Eine alte Legende erzählt dazu folgende Begebenheit: als die Weisen aus dem Morgenland Bethlehem wieder verließen, blickten sie von einer Anhöhe nochmals auf die Stadt zurück. Da sahen sie ein Schauspiel. Der Stern, der sie zur Krippe geführt hatte, zersprang in Tausende und Abertausende kleine Sterne, die sich auf der ganzen Erde verteilten. Doch die Weisen wussten nicht, was das zu bedeuten hatte. Auf ihrem weiten Weg kamen sie an eine Kreuzung. Sie fragten einen Fremden nach dem rechten Weg. Der gab ihnen freundlich eine hilfreiche Auskunft. Und er gab den Weisen ein wenig Proviant für die harte Reise. Da sahen sie plötzlich über dem Kopf des Fremden einen kleinen Stern leuchten. Stunden später stürzte einer der drei Weisen und verletzte sich am Bein. Eine Frau, die am Rande des Weges wohnte und gerade in der Nähe war, eilte zu ihrem Haus zurück und holte Salben und Verbandszeug und behandelte die blutende Wunde. Da sahen die drei Weisen über dem Kopf der Frau einen kleinen Stern leuchten. Die Weisen konnten ihre Reise fortsetzen. Als es dunkel wurde, legten sie sich in der Nähe eines Bauernhofes auf die Erde. Doch dann fing es an zu regnen. Der Bauer kam nach draußen und bat die Weisen in sein Haus und bewirtete sie und gab ihnen einen trockenen Schlafplatz. Da sahen sie über dem Kopf des Bauern einen kleinen Stern leuchten. Jetzt begriffen die drei Weisen das Schauspiel, das sie auf der Anhöhe über Bethlehem gesehen hatten.

Wenn du deinen Stern suchst, dann schaue nicht nach unten, sondern löse den Blick von dem Punkt, auf dem du stehst. Schau nicht nur nach vorne. Löse deinen Blick mal von den Plänen und Strategien, die du für die kommende Zeit vorsiehst. Löse deinen Blick einmal von allen negativen und beängstigenden Blicken, die die Zukunft dir ausmalt. Schau auch nicht immer nur nach hinten. Löse deinen Blick auch von dem, was einmal war und was du nicht mehr ändern kannst. Schau nicht immer nur sorgenvoll oder gar ängstlich nach rechts und links. Wende deinen Blick ab von Pech, Traurigkeit und Leid, dass dich in diesem Jahr getroffen hat. Wenn du deinen Stern suchst, dann schau nach oben. Richte deinen Blick auf zum Himmel. Dort wirst du Sterne finden, mehr als genug. Doch Vorsicht! Wenn du deinen Blick wieder senkst, dann bist du vielleicht, ohne es zu merken, ein bisschen gedreht. Und schon führt dein Weg in eine andere Richtung. Das kann passieren, wenn du den Stern Gottes, das Licht der Welt, Jesus Christus, entdeckt hast. Wir brauchen dieses Sternenlicht Jesu, neben den vielen Lichtern aber auch Dunkelheiten in unserer Welt.

Und wir brauchen, wir brauchen so notwendig, das Kind in der Krippe. Von ihm heißt es im Propheten Jesaja: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst … .“ (Jesaja 9, 5)

Genau das brauchen wir. Vielleicht noch mehr als Hirten und Weisen. Wir brauchen den, auf den Gott alle Last gelegt hat: die Last der Verantwortung, die schwere Last der Schuld, der Nöte und Sorgen, die Gott von unseren Schultern genommen hat, um sie auf Jesu Schultern zu legen. So wie es in Psalm 81 heißt: „7 „Ich habe ihre Schultern von der Last befreit, und ihre Hände wurden den Tragkorb los. 8 Als du mich in der Not anriefst, half ich dir heraus und antwortete dir.

Und wir brauchen den Wunder-Rat, wenn wir nicht mehr ein noch aus wissen. Wir brauchen den Gott-Held, wenn uns selber alles Heldenhafte und jegliche Heldenkraft verlassen hat. Wir brauchen den Ewig-Vater, der nicht heute so oder morgen so ist, willkürlich mit uns umgeht. Sondern wir brauchen den Ewig-Vater, der verlässlich mit uns umgeht, wie ein Vater, eine Mutter mit ihrem Kind. Der uns mit offenen Armen immer wieder bei sich aufnimmt, wenn wir uns zu ihm auf den Weg machen. Und wir brauchen den Friede-Fürst. In diesen Tagen wohl mehr denn je. Einen der nicht nur Frieden verspricht sondern auch Frieden schaffen kann. In uns und durch uns. Der es versteht einen zufriedenen Menschen aus mir zu machen. Einer der Schalom in mein Herz legt, das Friedensgefühl, das mir zeigt, dass nicht alles im Leben gerade schlecht oder entsetzlich ist, sondern mir das Gefühl gibt: Gott ist für mich da und kümmert sich um mich. Ich habe genug zum Leben, auch, wenn mir vieles nicht gelingt oder mir vieles fehlt. Ich darf glauben und wissen, der Friede-Fürst kümmert sich um mich.

Gott steht mir zur Seite. Er ist für mich und nicht gegen mich. Lassen sie sich daran erinnern. Jeden Tag, nicht nur am Heiligen Abend oder an den kommenden Feiertagen. Glauben sie einfach daran, auch über das Weihnachtsgeschehen hinaus.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Nehmen sie diesen Gedanken mit: Wir brauchen einander alle. Und wir sind welche von denen, die sich da auf den Weg zur Krippe gemacht haben. Wir sind … … . Kommen sie doch mit. AMEN!

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in  Jesus Christus, unseren Herrn. AMEN!

Ich lade sie ein, füreinander und miteinander zu beten. „Das Gebet verändert Gott nicht, aber es verändert denjenigen, der betet.“ Worte des Philosophen Sören Kierkegaard, die Mut machen, gerade jetzt, hier und heute, zu Gott zu sprechen:

Gott, da sind wir. Immer wieder unsicher, fragend und vielleicht sogar enttäuscht in diesen Tagen. Wir feiern Weihnachten so ganz anders, dieses Jahr. Siehst du uns? Wie wir versuchen, etwas Glück und Frieden zu genießen. Siehst du uns? Wie wir aber auch mit Sorgen oder Ängsten, diese Tage durchleben. Siehst du uns? Wie viele von uns weinen und suchen. Deine gute Botschaft, sie will uns alle in diesen Tagen erreichen. Siehst du uns?

Ja, du Gott, bist da. Du bist bei uns, selbst wenn wir zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt sind. Wir bitten dich, öffne uns die Augen für dich und deine Gegenwart. Du bist auch bei denen, die wir leicht vergessen. Die vielen an Corona-Erkrankten, die vielen Leidenden und Opfer von Hunger, Gewalt, Krieg und Katastrophen. Du vergisst sie nicht, Gott. Bei denen unter uns, die die Weihnachtstage einsam und allein verbringen müssen, bist du da. Du bist bei denen, die in dieser Zeit Angst haben. Gib ihnen und uns allen neue Kraft und neuen Glauben, für uns, unser Leben und unsere Welt. Wir beten für alle, die sich gottverlassen und eingeschlossen fühlen. Das es ihnen gelingt, einen Funken des göttlichen Lichtes in ihrem Leben zu erhaschen. Vater im Himmel, wecke in uns allen neues Vertrauen. Vertrauen in dich Gott, der du auf die Welt gekommen bist, durch Jesus Christus.

So lade ich lade Sie ein, so mit mir zu beten, wie es uns der Herr Jesus gelehrt hat:

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Segen: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. AMEN!  

Weihnachten 2020

Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke

Kantorin Katrin Feichtinger