Andachtswort steht im Evangelium nach Lukas (Kapitel 8, Verse 4-8): Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Die Andacht von und mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke steht Ihnen bei YouTube zur Verfügung:
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
Liebe Leserin, lieber Leser,
mein erster Gedanke: so bestellt doch kein Landwirt heute das Feld. Er würde sich ja lächerlich machen. Man könnte meinen, er hätte seinen Kopf nicht ganz bei der Sache. Ein Teil der Saat fällt auf den Weg oder unter die Dornensträucher. Anderes fällt auf felsigen Boden oder gar mitten unter die Dornen. So sät doch kein Mensch aus. Selbst der Hobbygärtner dieser Tage macht es besser. So sät nur Gott seine Saat aus. Es ist bei ihm auch kein Versehen, wenn etliches nicht aufgeht oder abstirbt. Er macht das sogar absichtlich. Warum? Weil Jesus es sich leisten kann. Er kann es sich leisten, das Wort Gottes auch dort weiterzusagen, wo es nach vernünftigem Ermessen eigentlich nichts bewirken kann.
Manche von uns meinen dieser Tage vermutlich stärker als zu anderen Zeiten, es liege vor allem an der Qualität wie wir als Christen und Kirche die Botschaft Jesu weitergeben, dass keine Furcht aufgehe. Nicht wenige versuchen dann, das ausgestreute Wort Gottes total an die schwierigen Bodenverhältnisse der heutigen Tage mit Corona-Krise, Leistungs- und Selbstverwirklichungsdruck oder an die Luxus- und Konsumverhältnisse unserer Zeit anzupassen. Gleichsam der Züchtung eines Superkorns. Ob da dann wirklich eine Frucht entsteht, die angepasst an den heutigen Zeitgeist um so vieles prickelnder, sensationeller und modischer ist? Ich habe da so meine Zweifel … …
An der Saat liegt es gewiss nicht, dass vieles nicht aufgeht. Die kann hundertfach Frucht bringen. Nicht das Wort Gottes muss verändert werden, sondern der Boden muss aufgerissen und geackert werden. Wir selbst sind es, die wir uns anfragen sollten: Interessiert mich das Wort Gottes überhaupt? Kann ich es für mich überhaupt aufnehmen und annehmen?
Viele Meldungen und Nachrichten dieser Tage überfluten uns. Lassen uns zuweilen sogar abstumpfen, wie einen festgetrampelten Weg. Viele Tagesnachrichten gehen über uns hinweg. Beruf, Schule, Familie und Alltagsrhythmus belegen uns oft ganz. Was müssen wir nicht alles dieser Tage aushalten bzw. meistern? Doch das Wort Jesu vom Sämann und dem Acker macht auch Hoffnung. Nie, wirklich nie, wird vergeblich ausgesät. Was am Ende als Frucht herauskommt ist mehr als das Zertrampelte, Erstickte und Weggepickte. Selbst die Körner, die nicht im erwarteten Sinn Frucht bringen, haben ihren Sinn. Ihre Lebenskraft ist nicht vergeudet. Den Vögeln geben sie Nahrung. Wenn sie verdorren oder nicht prächtig aufgehen, dienen sie dem Boden als Dünger für künftige Saaten.
Liebe Leserin, lieber Leser,
nichts ist verloren. Diese Einsicht lässt den Sämann so handeln wie er handelt. Diese Einsicht lässt Jesus Gottes Wort verkünden, so wie er es verkündigt. Diese Einsicht sollte uns glauben lassen, so wie Jesus an uns geglaubt hat, als er diese Worte sprach. AMEN!
Einen gesegneten Sonntag und guten Start in die neue Woche wünscht
Ihnen, Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

