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06.05.2020

ANDACHT ZUR WOCHENMITTE - 6. Mai

Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke vor der Tür der Kirche in Brunsen

Wir begrüßen alle Leserinnen und Leser aus Delligsen, in der Ferne und Umgebung sowie in den Gemeinden des Pfarrverbandes am Hils und ganz besonders unsere Glaubensgeschwister in der Kirchengemeinde Brunsen-Wenzen-Eimen.

Eine illustrierte Fassung der Andacht von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke, steht Ihnen am Ende des Beitrags (siehe unten) als PDF - Dokument zum Download zur Verfügung. Sie können die Andacht zur Wochenmittel von und mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke auf YouTube ansehen: www.youtube.com/watch

Herzlichen Dank an Küster Daniel Zabel (Brunsen) für die Mitwirkung beim Herstellen der Videoandacht.

Lieber Leserin, lieber Leser,

Herzlich willkommen zu einem kleinen Andachtswort zur Wochenmitte. In Zeiten von Corona müsste die Begrüßung zum heutigen Anlass eigentlich präziser lauten:

Herzlich willkommen an der Tür, draußen vor der St. Martini-Kirche in Brunsen. Draußen auf der Stufe oder besser „Draußen vor der Tür“, um es mit einem bekannten Werktitel des Schriftstellers Wolfgang Borchert einmal zu sagen. Verschlossen sind sie immer noch, unsere Kirchentüren. Doch das muss nicht davon abhalten, sich Zeit für Gott zu nehmen. Denn er hat immer Zeit für uns und ist oft nur ein Gebet weit entfernt. 

In den letzten Wochen habe ich oft das vielleicht bekannteste und schönste Gebet im Alten Testament gebetet: der Psalm 23. Der Psalm vom Guten Hirten. Darin heißt es ja zum Schluss: „Ich werde bleiben im Hause des Herrn, immerdar.

Wirklich? Von wegen, möchte ich sagen. Ich ertappe mich dabei, dass ich die Kirchentüre gerne öffnen möchte. Gut, für mich, kein so großes Problem, habe ich doch einen Schlüssel für genau diese Tür. Ich kann also rein.

Doch die meisten können das immer noch nicht. Und das leider auch aus gutem Grund.

Wir wissen vermutlich mittlerweile aller mehr oder weniger um diese Lage. Und doch, so mein Eindruck aus den letzten Wochen, warten nicht wenige Menschen in unseren Orten darauf, dass sich die Türen unserer Kirchen in Wenzen, Brunsen, Eimen, Hallensen, Bartshausen und Delligsen wieder öffnen.

Aber wird danach alles wieder so sein, wie es davor war? Ich glaube kaum. Gottesdienste mit kleiner Gemeinschaft, vermutlich. Gottesdienste ohne Abendmahl, höchst wahrscheinlich. Musik - drei große Fragezeichen. Abstand wahren zu den Leuten rechts und links von mir in den Sitzbänken, natürlich. Ich denke mir, helfen kann bei alledem das, was ich in den Tagen des Stillen Gebetes in unseren Kirchen beobachten kann. Helfen kann das Kerzenlicht im Altarraum, dass uns zeigt: Gott ist da.

Helfen kann der Blick nach vorne auf die Altäre in unseren Kirchen, in deren Zentrum immer noch stets Christus steht, der von sich aus gesagt hat: „Ich bin bei euch, alle Tage.“ Das ist doch schon mal etwas. 

Ich werde bleiben im Hause des Herrn, immerdar.“ So betete der Psalmist vor langer, langer, Zeit. Er ist vermutlich verschleppt in ein fremdes Land. Seine Kirche, den Tempel in Jerusalem, gibt es nicht mehr. Er ist zerstört worden von fremden Eroberern. Was ist geblieben? Wage Erinnerungen vermutlich, die er aus alten Erzählungen kannte. Und dennoch fühlt sich der Beter nicht verlassen und betet diese Worte „Ich werde bleiben im Hause des Herrn, immerdar.

Das Haus Gottes, das ist hier im Gebet des 23. Psalms aber auch heute nicht ausschließlich ein aus Stein gebautes Gebäude, mit Altar, Sitzreihen, Emporen und Orgel.

Das Haus Gottes, das ist auch etwas aus Worten und Geschichten. Es ist ein Raum in unserem Herzen, in dem wir Trost spüren können, Segen empfangen und uns leiten lassen dürfen, von Gottes gutem Wort. Diesen Raum Gottes in unserem Herzen, wenn wir ihn denn Gott gewähren, kann uns niemand nehmen. Es ist ein Schutzraum gegen die Angst. Und ein Hoffnungsraum wider allen dunklen und niederdrückenden Botschaften dieser Tage.

Bald können wir hoffentlich wieder hinein in unsere Kirche. Damit wird es uns besser gehen, als dem Beter des 23. Psalms. Bis dahin aber haben wir einen Trost. Eben jenen Trost des 23. Psalms: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. … Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang. Und ich werde bleiben im Hause des Herrn, immerdar.“ AMEN! 

In diesem Sinne wünsche ich ihnen ein Gott befohlen und seinen Segen auf allen Wegen. AMEN!

Kirche in Brunsen

Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke