Als der alte Simeon das Jesuskind sah sprach er: »Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.«
Entlassung!
Liebe Leserinnen & Leser,
heute werde ich wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Ich habe es geschafft. Die Papiere liegen bereit, alle Beatmungsschläuche sowie der der Zugang für Infusionen und Medikamenteneingaben sind entfernt. Gott sei Dank! Ich habe es geschafft. Zwar bin ich recht schwach und brauche bei so ziemlich allen alltäglichen Dingen Hilfe, doch die Corona-Infektion konnte durch die behandelnden Ärzte auf der Intensivstation besiegt werden. Tagelang rang ich dabei mit dem Leben. Doch jetzt ist der Koffer gepackt und die Abholung in die Wege geleitet. Ich habe es geschafft! Entlassung!
Was im Berufsleben ein unangenehmes, ja, sogar gefürchtetes Reizwort ist, löst in dem oben beschriebenen Erlebnisbericht eines geheilten Covid-19-Patienten freudige Erwartung aus: endlich wieder nach Hause! Zu Hause – das ist der gewohnte und vertraute Bereich des Lebens, in dem man sich normalerweise am wohlsten fühlt. Dort weiß man sich sicher aufgehoben. Dort hat man seine Lieben um sich. Dort trifft man seine Entscheidungen selbst. Natürlich ist man zutiefst dankbar für alle Hilfe und Freundlichkeit, die man im Krankenhaus erfahren hat, aber es ist eben doch nicht das Zuhause. Alle Begegnungen dort sind zeitlich begrenzt. Aber mit Blick auf die derzeitige Lage und die sich füllenden Krankenhäuser im Zuge der vielen Covid-19-Neuinfektionen, sieht es aktuell für viele Menschen in unserem Land nach einem längeren und bleibenden Einschnitt in ihrem Leben aus.
Wie schön ist es aber auch, zu Hause zu sein. Für uns Christen gibt es dabei noch ein weiteres Zuhause, das nach unserer »Entlassung« von dieser Erde im Himmel auf uns wartet. Es ist die zentrale Hoffnung von uns Christen: wir werden einmal für immer bei Gott sein, auch wenn wir hier auf Erden nicht mehr sind. Diese Hoffnung auf ein Leben, ein ewiges Leben, bei Gott, ist im Laufe der langen Geschichte unserer Religion so vielen Menschen immer wieder wertvoll, ja sogar immer wertvoller geworden, je mehr sie dem Glauben und Vertrauen schenken konnten, »was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben« (1. Korinther 2,9): ewige, ungetrübte Gemeinschaft mit ihm und seinem Sohn. Leben, Hoffnung und Kraft aus diesem Glauben heraus, das konnte nicht nur der alte Simeon für sich in Anspruch nehmen, das können auch wir heute glauben, wenn unsere Augen hier auf der Erde den »Heiland gesehen« und angenommen haben: Jesus Christus, den Auferstandenen und Lebendigen.
Ich wünsche Ihnen einen solchen lebendigen, hoffnungsvollen und kraftvollen Glauben für die kommende Woche,
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

