Und sie führten Jesus vor Pilatus und fingen an, ihn zu verklagen. … Pilatus aber sprach zu ihnen: »Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen, der das Volk aufwiegelt. Und siehe, ich habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden.«
Da dreht sich einer WEG!
Liebe Leserinnen & Leser,
am Beginn der Karwoche laden wir Sie ein, sich die folgenden Tage mit uns gemeinsam auf den Weg zu machen. Gedanklich wollen wir den Leidensweg Jesu nachgehen und dabei versuchen zu verstehen. Warum, fragen Sie sich vielleicht? Folgender Antwortversuch aus einem modernen christlichen Lied:
»Das, was keiner wissen will, das was schon so lange her. Das, was so weit weg geschieht, es hat keine Stimme mehr. Doch, es geschieht heute, Tag für Tag für Tag. Es geschieht heute, Tag für Tag.«
Der Richter Pilatus hat keine Schuld an Jesus gefunden. Ich bin da anders. Ich finde oft Fehler bei Anderen. Ich urteile sogar über Andere, die ich gar nicht richtig kenne. …
»Es geschieht heute, Tag für Tag.«
Da dreht sich einer weg. Blick nach unten. Rucksack auf dem Rücken. Für uns ist klar: Der da war’s! Wir haben‘s gehört, von irgendwen. Wir lesen es in der Zeitung, schwarz auf weiß. Wir haben‘s in der Hand, in bunten Pixeln auf dem Smartphone. Ob er wirklich etwas getan hat? … Keine Ahnung. … Ist eigentlich auch egal. Solange wir alle auf den da zeigen, zeigt jedenfalls keiner auf mich.
»Es geschieht heute, Tag für Tag.«
Doch … was habe ich davon, wenn ich andere Menschen verurteile?
Erinnere ich mich daran, wann ich zuletzt traurig gewesen bin, weil ich unfair behandelt wurde?
Und erinnere ich mich noch an Situationen, in denen ich ungerecht über andere geurteilt habe?
»Es geschieht heute, Tag für Tag.« Doch wir können auch anders!
Jesu Schritte am Ende seines Lebens wirken sehr groß. Kann ich da überhaupt Schritt halten? …
All die oben aufgeführten Fragen, abgelesen am Verhalten Jesu, bringen mich zu der Einsicht: Ich kann auch anders. Es liegt in erster Linie an mir, sich nicht abzuwenden, sondern sich Anderen zuzuwenden. Werte wie Toleranz und Solidarität – sie gelten auch in Corona-Tagen. Jesu Worte, seine Taten, sein Weg, sie zeigen mir die Richtung an und fordern mich heraus, das Leben anders zu verstehen und mich danach auszurichten. Es wäre doch ein Gewinn, wenn wir diese Werte auch in diesen Tagen miteinander teilen würden. Denn Jesus hat diese Werte vorgelebt, in dem, wie er an Gott, seinen Vater glaubte und in dem, wie er seinen Mitmenschen begegnete. Einmal sagte er zu Leuten, die eine Frau verurteilten: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Da gingen alle gingen weg.
Wir können etwas ändern. Das ist die Botschaft! Denn »es geschieht heute!«
Gott segne Sie und geleite Sie durch diese diesjährige Karwoche!
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

